Ich erinnere mich noch genau: Als ich mit Kind 2.0 schwanger war und nach einem Termin bei meiner Frauenärztin verkündete, es sei ein Mädchen, kam ziemlich schnell danach das Rosa-Kauf-Verbot. Erlassen hatte es mein Mann. Und es bedeutete, dass ich bitte nichts kaufen dürfte, das sich in der Farbpalette von Schweinchenrosa bis Barbiepink bewegt. Er begründete es damit, dass es so wunderschöne Sachen für Mädchen in anderen Farben gäbe. Vielleicht ein bisschen nach Armani-Art in dezentem Farbton Greige? Und er prophezeite, über Geschenke von Verwandten und Bekannten würden Pink und Co. ohnehin Einzug ins Kinderzimmer halten. Mit beidem sollte er Recht behalten.
Heute, da ich einige Sachen von Kind 2.0 in Größe 80 aussortiert und die ersten Stücke in Größe 86 in den Kleiderschrank gewandert sind, habe ich mal den Pinkifizierungsgrad des Kleiderschrankes bestimmt. Die Bilanz: Wir sind noch weit entfernt von dem Beispiel auf dem nachfolgenden Bild.
Heute Abend fiel mir die Webseite www.pinkstinks.de wieder ein. Pinkstinks richtet sich gegen Produkte, Werbeinhalte und Marketingstrategien, die Mädchen eine limitierende Geschlechterrolle zuweisen. „Mädchen sein kann man auf viele Weisen“ lautet der Slogan. Pinkstinks wirbt für ein kritisches Medienbewusstsein, Selbstachtung, ein positives Körperbild und alternative weibliche Rollenbilder für Kinder. Eine der Initiatorinnen von Pinkstinks, die Forscherin Stevie Schmiedel, selbst Mutter von zwei Töchtern, wettert im SPIEGEL-Interview gegen die Pinkifizierung der Kinderzimmer und warnt vor der „Diktatur von Prinzessin Lillifee“.
An dieser Stelle sei angemerkt, dass das erste Prinzessin-Lillifee-Produkt bereits Einzug in unser Heim in Form von Zahnpasta gehalten hat. Allerdings wird sie von beiden Kindern benutzt und Kind 1.0 stellte enttäuscht fest, dass die auch nur nach Pfefferminz schmeckt wie die Zahnpasta, die wir vorher hatten.
Gibt man übrigens Pinkifizierung bei der Bildersuche einer großen Suchmaschine ein, erscheint als erstes Bild das mit rosa Blumen verzierte Kinder Überraschung Mädchen-Ei. Zum Thema Überraschungsei nur für Mädchen („Ei love Rosa!“) werde ich jetzt nicht auch noch etwas schreiben. Das haben andere, wie zum Beispiel Antje Schrupp, Journalistin und Politikwissenschaftlerin, längst ausführlich getan. In ihrem Artikel schreibt sie darüber, dass es beim Überraschungsei nicht nur um Mädchen geht, sondern auch um die Jungen.In vielen Zeitungs- und Blogartikeln und den dortigen Kommentaren ist zu lesen, dass Feministinnen und besorgte Eltern die Farbe Rosa am liebsten ausradieren würden. Doch es gibt auch andere Ansätze. „Pink muss zum leuchtenden Symbol selbstbewusster Weiblichkeit werden.“ heißt es im Artikel Pink Riot des Schweizer Online Magazins Clack.
Ich bin gespannt, wie weit der Ausschlag auf dem Pinkometer in einem Jahr gehen wird. Von selbstbewusster Weiblichkeit hat Kind 2.0 zumindest schon mal sehr viel. Modisch drückte sich das heute so aus, dass sie über ihre dunkelblaue Leggins eine weitere knallbunt gestreifte Leggings in Dreiviertellänge zog und darauf bestand, so auf den Spielplatz gehen zu wollen.
Sie wächst gerade in Größe 86 hinein und zieht sich schon selbstständig Leggings an? Habe ich da etwas falsch verstanden?
Ich wette, die Pinkifizierung wird fortschreiten, dagegen kann man sich als Eltern nur schlecht zur Wehr setzen.
Ja, sie ist Anfang September 2 geworden. Manchmal landen beide Beine noch in einem Hosenbein, aber ansonsten macht sie das mit dem Anziehen schon echt gut. Leider will sie sich oft dann „leine anziehen“, wenn wir es eilig haben… ;-)
Zierliches Persönchen :-)
Mein Jüngster ist mit seinen vierzehn Monaten schon eher klein und trägt dieselbe Größe. :-)
In meinem Leben gibt’s kein Pink: ich habe einen Sohn und selber halte ich mich an das Motto „Echte Prinzessinnen tragen kein Pink, nur Rosa“ ;-)
Farben sind aber auch für mich als Jungen-Mama ein Thema: Für Jungs ist alles blau, braun, grün. Muss auch nicht sein, oder?Warum darf ein kleiner Junge nicht auch mal fröhliche Farben tragen?
LG Mia
Oh ja, das mit den Farben für Jungen ist genau das gleiche Problem: Wie oft findet man schon etwas in schönem Gelb, Orange und Rot? Dabei sieht das an Jungen auch echt gut aus.
Barbie,Lillifee,Fillys und auch ein rosa Zimmer.Ich die immer nur Holz und Natur haben wollte,kämpfe mich im Kinderzimmer durch rosa lilafarbenes Plastikgewimmel. Mein Eindruck:Erst steigt der Pegel ständig dann sinkt er:)))
Liebe Sophie,
das Pink-Stadium ist mir wohlvertraut. Obwohl frei erzogen, machte meine Tochter mit vier eine kurze heftige Rosa-Pink-Glitzer-Schleifen-Lilliffe-Phase durch. Das führte dazu, dass ich bei jedem Werbeplakat für den neuesten Lillifee-Film erstmal Vollgas gegeben habe und das geschenkte, selten einfältige – um nicht dämliche zu sagen – Lillifee-Glitzer-Blümschen-Buch dezent verschwinden ließ. Inzwischen ist meine Tocher acht und hasst Glitzer und Babyrosa. Im aufgeklärten Berlin habe ich ihr kürzlich ein pinkfarbenes T-Shirt gekauft. Es ist bedruckt mit einem weißen Bambi und drunter steht „Tiger“. Ich finde das passt. Rosarote Grüße
Die ersten (selbst ausgesuchten) Gummistiefel meines Sohnes waren pink mit bunten Blumen. Er trug sie mit Selbstbewusstsein. Lasst die Kinder einfach das anziehen, was sie wollen. Alles andere ergibt sich mit steigendem Alter. :-)