Gerade komme ich vom Einkaufen wieder. Ja, es ist weit nach 21 Uhr und die Mitarbeiter im Supermarkt sind sicher über mich und die anderen Späteinkäufer nicht gerade glücklich. Für mich war es aber geradezu eine kleine Auszeit, mal ganz entspannt den Wocheneinkauf erledigen zu können, während der Nachwuchs friedlich im Bett schlummerte und Papa für alle Fälle zur Stelle war. Ihn selbst freute es natürlich auch, mal nicht derjenige sein zu müssen, der sich aufs Einkaufstour begibt, sondern entspannt im Sessel abhängen zu können. Den Tag haben wir lieber bei den Dinoskeletten im Museum für Naturkunde verbracht. Ach ja, und Sohnemann wollte ja noch wissen, wie das nun genau passiert ist, mit der Sache „wo sich die Affen zu den Menschen verwickelt haben“.
Als ich nun nach vollbrachter Einkaufs-Entspannungs-Tour mit dem vollgepackten Auto an den Townhouses vorbei fuhr, die hier in unserer unmittelbarer Nachbarschaft aus dem Boden schießen wie die Pilze, musste ich innerlich grinsen. Ich würde nachher vielleicht etwas schnaufen, wenn ich den Einkauf in unsere Wohnung in die zweite Etage tragen muss. Die Townhäusler aber, die ein Reihenhaus mit nur sechs Meter Breite aber drei oder vier(!) Stockwerken bewohnen, müssen täglich treppauf treppab stiefeln, um von einem Zimmer zum anderen zu kommen. Zugegeben, manchmal bin ich schon neidisch auf diese Spezies, die sich diese sündhaft teuren vier Wände mit Gärtchen und Dachterrasse inkl. Blick zum Fernsehturm leisten kann. Aber vermutlich werden sie noch ihre Raten zahlen, wenn das ach so begehrte Townhouse, schon gar kein Spaß mehr machen wird. Dann wahrscheinlich würden sie mehr denn je merken, wie verdammt viele Stufen eigentlich in ihrem Zuhause verbaut worden sind. Nein, mein Neid ist unberechtigt. Ich sollte mich lieber freuen, denn in diesen gesichtslosen Betonreihen wächst die neue Generation Treppenlift heran. Ich sage euch, darin liegt die Zukunft. Wer in Treppenlifte investiert, kann doch eigentlich gar nichts falsch machen. Will man im geliebten Heim mitten in der hippen Berliner Szene bleiben, muss man entweder bis ins hohe Alter enorm fit bleiben oder sich den technischen Fortschritt zunutze machen.
Gut, wir hätten ja noch das Problem der wachsenden Altersarmut. Über ach so steile Treppen dürften in einigen Jahren viele alte Menschen klagen, aber nicht jeder kann sich den fahrenden Komfort zum Draufsetzen mal eben bestellen. Dann vielleicht lieber in gebrauchte Treppenlifte investieren? Oder doch in Senioren-Fitnessclubs?
Wirklich tolle Geschäftsidee. Als wir unser Reihenhaus bezogen haben, war der erste Satz des Vorbesitzers“ die Treppe ist auch Lift geeignet“,
ich könnt mich totlachen……
Viele Grüße, komm mal wieder rein…die Ines