Ist die Web 2.0 Selbstmord Maschine der Ausweg?

Web 2.0 Suicide Machine
Logo der Web 2.0 Suicide Machine

Social Networks sind Zeitverschwendung, virtuelle Freunde unnützer Mumpitz und die Zeit zum Handeln ist jetzt. Eine Webseite ruft zum virtuellen Selbstmord auf. Die „Web 2.0 Suicide Machine“ des Rotterdamer Medienlabors moddr will mit vielversprechenden Worten wie „Tired of your Social Network? […] delete all your energy sucking social-networking profiles, kill your fake virtual friends“ zum schnellen Ausstieg aus Sozialen Netzwerken verhelfen. Natürlich könnte man sich, wenn man der anstrengenden Social Networkings überdrüssig wäre, auch einfach selbst abmelden. Die Macher der Web 2.0 Suicide Machine verprechen aber, dass es mit ihrem Service schneller und zuverlässiger wäre. Quasi als Sahnehäubchen kann man diesem Mordsspektakel auch noch live folgen, so man denn Gefallen daran findet und den aktuellen Flash Player installiert hat.

„Selbstmordmaschine“ und „Freunde töten“ klingt ja wirklich brutal. Der Gründer Gordan Savicic nennt sich dann auch gleich passender Weise „Chief Euthanisia Officer“. Was passiert denn nun eigentlich, wenn man die Maschinerie in Gang gesetzt hat? Stöbern wir doch mal ein bisschen den inden FAQ der Web 2.0 Suicide Machine.

Auf Facebook loggt sie sich ein, ändert Passwort und Profilfoto, tritt der Gruppe „Social Network Suiciders“ bei, entfernt alle Freunde, tritt aus all deinen Gruppen aus und loggt sich wieder aus. Auf Myspace loggt sie sich ein, entfernt alle Freunde, hinterlässt eine Statusmeldung, dass du selbstmord begangen hast und logt sich wieder aus. Auf LinkedIn loggt sie sich ein, ändert Passwort und Profilfoto, löscht alle Verbindungen und loggt sich wieder aus. Auf Twitter loggt sie sich ein, ändert Passwort und Profilfoto, entfernt alle, denen du folgst, die dir folgen, löscht all deine Tweets und loggt sich wieder aus.

Aber lässt sich eigentlich die Massentötung noch aufhalten, wenn sie einmal gestartet wurde? Nein, es gäbe keinen Notknopf, warnt die Web 2.0 Suicide Machine. Wer also kalte Füße bekommt, könne nichts mehr retten.

Aber die Web 2.0 Suicide Machine kümmert sich auch um das Leben nach dem Tod. Auf die Frage, was man den nach dem virtuellen Selbstmord tun solle, gibt es dazu folgenden Tipp:

„Try calling some friends, talk a walk in a park or buy a bottle of wine and start enjoying your real life again.“

Nun, das Telefonieren setzt natürlich voraus, dass nicht alle Kontaktdaten zu Freunden ausschließlich in den Social Networks gespeichert waren und man noch ohne Friend- oder Followerempfehlungen weiß, wo es in der Nachbarschaft guten Wein zu kaufen gibt. Und der Park, wenn man wirklich keinen findet, man keinen schönen hat oder es nicht bis dorthin schafft, lässt sich ja auch gegen andere Lokalitäten austauschen. Zeit dazu, neue zu entdecken hätte man ja als Selbstmörder 2.0 genug.

Unter dem Titel „Schneller Weg ins digitale Nirvana“ schrieb Patrick Dax von futurezone vor ein paar Tagen von der digitalen Selbstmordmaschine und schnell gingen in den Kommentaren Vorschläge ein, für all die unglücklichen Selbstmörder eine Wiederauferstehungsmaschine 2.0 zu erfinden. Der Bedarf sei bestimmt groß.

Die Zeit soll zur Web 2.0 Suicide Machine lobpreisend geschrieben haben:

„Genug von Social Networking? Eine Website als Dienstleistung für virtuelle Euthanasie. Clever, witzig und kritisch zugleich. Phänomenal!“

Natürlich mache ich mich im Archiv auf die Suche, finde aber nichts. Recherchiere ich nur schlecht oder hat der Autor etwa auch digitalen Selbstmord begangen und seine Web-Hinterlassenschaften mit ins Grab genommen?

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