Während ich diese Zeilen schreibe, klingt mir immer noch „I love Rock’n Roll“ in den Ohren, und zwar ganz laut und so, als wollte jeder Ton sagen: „Dieses Ohrwurm wirst du für sehr lange Zeit nicht mehr los!“ Schuld ist die heutige Geburtstagsfeier zum 60. Geburtstag meines Schwiegerpapas – genauer gesagt, eine Geburtstagskarte. Richtig, eine dieser Geburtstagskarten mit Musik. Einmal aufgeklappt, erschallt laut und mich blechernen Tönen ein Song, den man zumindest so lange über sich ergehen lassen muss, bis man den Text der Karte gelesen hat. Ich weiß nicht, wieso sich Gratulanten für so etwas entscheiden? Es gibt doch wirklich eine riesige Auswahl von schönen Geburtstagskarten – auch ohne Gedudel.
An sich ist so eine Geburtstagskarte etwas ganz tolles. Ich hebe zum Beispiel jede Glückwunschkarte in einem Karton auf. Vielleicht sehe ich sie mir mal alle nacheinander an, wenn ich alt und runzelig bin und erfreue mich an den Geburtstagsgrüßen und natürlich an den Geburtstagskarten selbst. Kein Geburtstagsspruch per SMS oder auf der Facebook-Pinnwand und auch keine Ecard ersetzt eine schöne handgeschriebene Karte. Aber Musikkarten gehören definitiv nicht zu meinen Favoriten. Dann lieber eine schöne Pop-Up Glückwunschkarte – am besten noch selbst gebastelt.
Sohnemann sah das freilich ganz anders. Er lief mit der Geburtstagskarte für Opa umher und fand den Song ziemlich klasse. Dabei versuchte er mitzusingen, was sich in etwa anhörte wie „Ei Lo Racke Lo. Putte Natter Dei nana na na na na.“ Irgendwann kreierte er die Scratch-Version des Songs, in dem er die Karte immer wieder öffnete und schloss. Immerhin konnte ich ihn davon überzeugen, sich mit der Karte in Opas Arbeitszimmer zu verziehen.
Irgendwann verlor er aber die Lust und kam ohne Musikkarte ins Wohnzimmer zurück. Jetzt war es aber meine liebe Mama, die plötzlich anfing leise vor sich hin zu summen: „I love Rock’n Roll…“