Leben in eurem Haushalt Kinder? Dann herzlich willkommen in der Reihe der Minderheiten Deutschlands. Ein kleiner Artikel in meiner Tageszeitung mit dem Titel Die Ältesten Europas endete mit dem Satz: „In mehr als 70 Prozent der Haushalte in Deutschland leben keine Kinder.“ Natürlich hatte ich auch schon gelesen, dass die Menschen in Deutschland immer später Kinder in die Welt setzen und dann auch noch zu wenig. Aber die Zahl ist doch ziemlich ernüchternd. Irgendwann sitzen alle Deutschen im Treppenlift von ThyssenKrupp Encasa beispielsweise und Deutschland stellt sich tatsächlich unbeweglich als 'Die Ältesten Europas' dar. Nix mit dem Nabel der Welt. Wenn du als Familie in einem Haushalt lebst, bist du eine Randgruppe. So sieht es hierzulande nun mal aus, auch wenn es immer Leute geben wird, die das anders sehen, wie zum Beispiel im Buch „Lassen Sie mich durch, ich bin Mutter„.
Also habe ich es mir mal aufgerufen, das am Mittwoch veröffentlichte Statistische Jahrbuch 2012. Der Themenblock Bevölkerung, Familien, Lebensformen wird gleich mit einer Sammlung knallharter Fakten eingeleitet.
Dann kann man sich durch jede Menge Tabellen und Zahlenreihen wühlen und alle sehen nicht sehr rosig aus. Sie holen uns Eltern, bei denen viele Stunden am Tag um die lieben Kleinen kreisen, auch auf den Boden der Tatsachen zurück. In den überwiegenden Haushalten sind einfach keine Kinder da. Dabei machen die Paare, die ohne Kinder leben (weil sie keine haben oder sie aus dem Haus sind), den kleineren Teil der kinderlosen Haushalte aus. In fast einem Dreiviertel aller Haushalte leben Alleinstehende. Ein Blick auf die Altersgruppen in Deutschland lässt die Vermutung zu, dass es sich bei diesen Alleinstehenden nicht nur um die jungen, hippen Singles handelt.
„Gestorben wird immer“, heißt es so schön, aber schon lange sterben bei uns im Lande mehr Menschen als Kinder geboren werden. Wir schreiben tiefrote Zahlen, äh, Kurven, wie die Grafik zeigt. Warum wir so wenig Nachwuchs bekommen und Deutschland zu einem der kinderärmsten Länder geworden ist, versuchen viele zu ergründen. So zum Beispiel das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung in seinem Online-Handbuch Demografie.
Dann kann ich mir also gegenüber der Durchschnittsfrau mit ihren 1,4 Kindern richtig was auf meine „Leistung“ einbilden.
Wenn Frau mit ihren 2,0 Kindern sich also schon weit vom statistischen Durchschnitt abhebt und Politik und Wirtschaft händeringend nach mehr Kindern in Deutschland rufen, dann ist es kein Wunder, dass einige Mütter die Nase ein paar Millimeter höher durch die Gegend tragen und rufen „Lasst mich durch, ich bin Mutter“.
Habe das eben auf twitter geteilt und find’s erschreckend. Und interessant. Ich wüsste ja gerne, wie viele Alleinerziehende mit 3 Kindern es gibt…
Herzlichen Gruss, Christine
Lasst mich durch ,ich bin Mutter dreier Kinder! Super geschrieben!Ich verteile es mal. Viele grüße Xeniana