Mein Dreikäsehoch bringt mich mit so manchen Fragen fürwahr in die Bredouille, wie hier im Blog bei den Zwiegesprächen oder in so mancher Meldung auf Twitter nachzulesen ist. Doch wahrlich, ich liebe die Unterhaltungen mit meinen Kindern kolossal, auch wenn diese nicht annähernd so mit alten Worten gespickt sind, wie mein erster Satz oder die Blogartikel, die Fee von Fee ist mein Name, Heike von RelleoMein und Clara von Tastesheriff heute verfassten und die alten Worte in die neumodische digitale Welt hinausschleuderten. „Alte Worte müssen leben“ heißt das Motto und tatsächlich findet man, wenn man danach sucht, alte Worte, die schon beim Lesen so köstlich wie eine Praline sind. Doch letztere isst man bekanntlich nicht jeden Tag und selbst die köstlichsten alten Wörter werden heute so wenig in den Mund genommen, dass es schon zwei Lexika und eine Rote Liste der bedrohten Wörter gibt.
So recht wollen mir nach einer langen Pfingst-Fahrradtour die alten Worte für meinen Blogartikel aber nicht aus den Fingern rinnen, so dass ich stattdessen ein altes Tagebuch meines Uropas aus dem Jahr 1921 aus dem Bücherregal ziehe und darin herumblättere. Darin finde ich eine Einladung zum Stiftungsfest der Stenographen-Gesellschaft. Darin heißt es: „Wir beehren uns, Sie nebst Ihren werten Angehörigen zu unserem am 20. August 1921, abends 6 Uhr, im Etablissement »Herrenberg« stattfindenden…“
Ist das nicht eine Einladung, bei der man sich sogleich zum Kleiderschrank begeben und den besten Fummel anziehen möchte? Bei der man gleich beim Lesen etwas aufrechter sitzt?
Doch zurück zu den jungen Menschen, und zwar meinen. Kind 1.0 und 2.0 lieben Bücher und vor allem die, in denen sie nicht allein herumblättern müssen, sondern die von Mama vorgelesen werden. Märchen führen die Hitliste ganz klar an und zwar solche, die nicht in moderne Alltagssprache umgeschrieben wurden. Da gibt es einen törichten Knaben, eine holde Maid, nehmen Menschen einen erquickenden Trunk zu sich und hüllen sich in güldene Gewänder… Ach, ich könnte noch lange fortfahren.
Und machmal kommen sie doch noch hier und da aus dem Buch in unsere Alltagssprache, die alten Worte. Kind 2.0 sagt trotzig zu mir, dass sie jetzt nicht die Mütze aufsetzen wird, weil sie gerade sehr garstig sei und Kind 1.0 bemerkt schon mal, dass er ganz wohlgemut sei. Andererseits wird mir bewusst, dass meine Kinder es schon komisch finden, dass ich das Beendigen eines fernmündliches Gespräches hin und wieder als Auflegen bezeichne.
Benutzt ihr eigentlich Wörter, die eure Kinder veraltet finden? Und welche (köstlichen) alten Worte müssen leben, wenn’s nach euch ginge?
Für die ganz wortgewandten unter meinen Lesern sei gesagt: Mir ist bewusst, dass hier die Begriffe Wörter und Worte durchaus falsch zum Einsatz kamen. Um zu verdeutlichen, was ich meine, sei auf das Zwiebelfisch-ABC verwiesen. ;-)
Hach was für ein bemerkenswertes Schritstück hier aus deiner Feder geflossen ist…ganz vortrefflich! Vielen Dank für die zuvorkommende Weiterleitung auf mein eigenes Niedergeschriebenes :-) Aller herzlichst deine Heike
Märchen fördern die Nutzung alter Worte ungemein. Trotzdem hatte ich als Kind immer Angst davor :/!
Naja, alte Worte sind sicher etwas schönes, jedoch sollte man schon wissen, wie sie richtig eingesetzt werden und es darf nicht übertrieben wirken, sonst nimmt einen das eh niemand ab. Im Internet gibt es noch ein zweites Problem, man weiß nicht, wer die Texte liest und somit auch nicht, wie schwer die Texte sein dürfen. Entweder erklärt man dann jedes Wort, oder man nimmt tatsächlich die, die weit verbreitet sind.