Guck mal, meine Puppe hat Internet.

"Guck mal, meine Puppe hat Internet."

Man könnte sich folgende Szene im Kindergarten vorstellen. „Guck mal, meine Puppe hat Internet.“, sagt ein Mädchen zur Erzieherin. Die Erzieherin streichelt dem Mädchen über den Kopf. „Macht nix. Das ist nicht ansteckend.“

"Guck mal, meine Puppe hat Internet."

Oder doch? Ich habe jedenfalls eine Presseeinladung bekommen, um mir bei Kaffee und Kuchen einen persönlichen Eindruck von der Puppe, deren Namen vor dem 1. September nicht genannt werden darf, zu machen. Es sei die erste Puppe mit Verbindung zum Internet. Die Einladung kommt von einer Agentur, die ich persönlich sehr schätze und mit der ich schon zusammen gearbeitet habe. Aber was soll man denn mit einer Einladung wie dieser anfangen? Was sollen denn bitte Kinder mit einer Puppe anfangen, die einen Internetanschluss hat?

Die Puppe hat lange blonde Haare, lächelt mich aus der rechten oberen Ecke der Einladung an und sagt per Sprechblase: „Hallo, ich bin …! Und wie eine richtige Freundin, habe ich MILLIONEN Dinge zu erzählen!“ Hier soll also Mama und Papa beim bewältigen der Frageflut von Mädchen geholfen werden. Etwa 390 Fragen stellen vierjährige Mädchen ihren Eltern am Tag, entnehme ich dem Text. Ich kann das bestätigen. Kind 2.0 wird nächste Woche vier Jahre alt und kommt dieser Zahl täglich erstaunlich nah. Ich habe sicher nicht immer die besten Antworten auf ihre Fragen, manchmal auch gar keine. Aber mich gruselt es bei der Vorstellung, dass sie ihre Fragen künftig einer Puppe stellt und diese – die Inhalte aus dem Internet ziehend – darauf antwortet. Nicht kindgerechte Inhalte würde die App in der Puppe einfach herausfiltern, heißt es in der Einladung.

Ohne die Puppe gesehen oder getestet zu haben, halte ich sie selbst für alles andere als kindgerecht. Sollte sie je Einzug in unser Heim halten, würde ihre Lebensdauer nur so lange währen, bis der erste Satz fiele, der anfängt mit: „Meine Puppe hat aber gesagt, dass…“ Nein, wenn ich es mir recht überlege, würde ich so eine kulleräugige Internetpüppi hier nicht über die Türschwelle lassen.

Was haltet ihr davon?

5 Kommentare

  1. Ohje. Es ist wirklich sehr fraglich ob eine Puppe schon Internet braucht. Irgendwann ist es vorbei mit der kindlichen Fantasie, weil bereits Kleinkinder im Internetsumpf verschwinden.

    Ich möchte auch nicht, dass meine Tochter ein Puppe um Rat fragt! Dafür möchte ich als Mama da sein, auch wenn ich mich manchmal um Kopf und Kragen rede mit meinen herbeigezauberten Antworten.

    Liebe Grüße
    Christina {MrsBerry}

  2. DAS ist die Zukunft.

    Ganz ehrlich, ich finde das interessant. Du solltest sie unbedingt testen, ich kann mir vorstellen, dass das nette Erkenntnisse mit sich bringt (ich würde sofort fragen, ob ich sie testen darf! :D).

    Früher (also vor 1-2 Jahren…) fanden die meisten es noch seltsam, wenn Leute um sie herum ihrem Handy Anweisungen gaben, heute tut es geschätzt Jeder (und ich bin vermutlich die Einzige, die sich weiterhin darüber wundert…).

    Ich kann mir jedenfalls vorstellen, dass „wir“ solche Puppen in 5-10 Jahren völlig normal finden. ;)

  3. Hihi, meine Kinder würden diese Puppe lieben – sie „sprechen“ auch liebend gern mit Siri, die in Papas Smartphone wohnt. Und lachen sich scheckig, weil Siri so nen Blödsinn erzählt :-)

  4. Ich finde es schrecklich, wenn so“kleine“ Kinder schon mit dem Internet zu tun haben. Ich finde eine Kind muss Kind sein. Wenn ich überlege, meine Nichte soll mit 4 1/2 eingeschult werden! Hallo? Sie ist noch ein Kleines Kind und sollte noch unbedenklich spielen können und einfach Ihre Erfahrungen sammeln können. Ich weiß jetzt schon, meine Tochter wird so lange wie möglich vom Internet fern gehalten. Sie sollten doch eigentlich erstmal verstehen, was Sie da überhaupt machen.

    LG Raphaela

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