Ich lasse meinen Blick die alten Klostermauern entlang schweifen. In der Babytrage schläft die Jüngste noch immer tief und fest. Die Große hat bereits die Wasserfontäne entdeckt und freut sich über die willkommene Abkühlung, denn es ist ein ungewöhnlich heißer Frühlingstag in Südtirol. Ich weiß nicht, ob es an diesem schönen Ort liegt oder am köstlichen Apfelstrudel, der mir gerade im Café des Klosters Neustift serviert wird, aber ich bin so entspannt, dass nur ein tiefes „Ommmmm!“ meinen Gemütszustand treffend beschreiben könnte.
An den Aufenthalt im schönen Parkhotel Holzner in Oberbozen habe ich noch zwei Nächte in Brixen gehängt, denn für zweieinhalb Tage ist Südtirol doch zu weit weg von Berlin. Die mittelalterliche Bischofsstadt Brixen gehört zum Eisacktal und liegt genau an der Wegstrecke von Bozen in Richtung Brenner. Hier erfahre ich, was es mit dem Programm „Südtirol Balance“ auf sich hat.
Das Kloster Neustift, in dem wir gerade sind, wurde mir als Highlight im Eisacktal empfohlen. Auch mein großes Mädchen ist begeistert von dieser schönen Klosteranlage. Nur in die Stiftskirche möchte sie nicht mit hinein und sammelt draußen lieber Kieselsteine. Den kleinen Friedhof findet sie dagegen sehr interessant und als wir eine kleine Engelsfigur auf einem von Efeu bewachsenen Grab entdecken, sind wir mitten drin im Philosophieren über Leben und Tod und was danach wohl kommen mag.
Eigentlich sah mein Plan vor, dass wir den Weg vom Kloster Neustift zurück nach Brixen zu Fuß zurücklegen, schließlich sind wir hier im Eisacktal, dem Tal der Wege. Es gibt Wanderwege, die besonders für Kinder geeignet sind, kinderwagentaugliche Wanderwege, Wanderwege zum Thema Wasser und den Wein- und Apfelwanderweg, an dem auch das Kloster Neustift liegt. Aber an diesem Tag sind es 30 Grad im Schatten und wir haben schon einen spannenden Vormittag auf dem Waldharthof in Raas verbracht. Ich entscheide mich gegen die Wanderung und für den kleinen, gelben Citybus, der hier verlässlich alle 30 Minuten die Fahrgäste ins Zentrum von Brixen bringt. Mit der BrixenCard in der Tasche kann ich ohnehin mit allen Bussen und Seilbahnen fahren.
Als der Bus in Brixen ankommt und wir nur noch wenige Meter bis zu unserem Hotel laufen müssen, bin ich sehr froh über diese Entscheidung, denn in meinem Rucksack befindet sich eine Flasche mit rotem Apfelsaft und Südtiroler Speck vom Waldharthof. Der Bauernhof von Familie Tauber gehört zu den Betrieben des Roten Hahn und hier erzählt mir Andreas etwas über die Südtiroler Lebensart. Nach einer kleinen Führung über den Hof nehmen wir am großen Holztisch auf dem Hof Platz und ich darf vom hausgemachten Speck probieren. Genau drei Schweine leben auf dem Hof. Mehr braucht die Familie nicht für den Eigenbedarf und für den Verkauf an die Feriengäste.
Hier Urlaub zu machen, bedeutet vor allem, ganz nah an der Natur zu sein und viel Zeit für Ruhe zu haben. Mein kleines Mädchen hat die unterhaltsame Wirkung von Wasser entdeckt und das große Mädchen beobachtet die Kaninchen auf dem Rasen, so dass ich in Ruhe plauschen und dabei Speck und Schüttelbrot naschen kann. Wer aber glaubt, auf so einem Südtiroler Bauernhof ginge es zwischen Obstbäumen, Wiese und Stall etwas hinterwäldlerisch zu, der irrt gewaltig, denn zwischendrin zeigt mir Andreas noch die neuesten Fotos auf der Facebook-Seite des Waldharthofes. Das ist Bauernhof 2.0!
Natürlich haben wir auch die Altstadt von Brixen erkundet. Die Häuser rund um den Domplatz und in den Lauben haben etwas puppenstubenhaftes und die Wege hier sind auch für kleine Kinderfüße nicht weit.
Wir schlecken gerade im Schatten des Brixner Doms ein Eis, als mir auffällt, dass um uns viele Leute mit ganz anderen Eisschälchen sitzen, als wir in den Händen haben. Pradetto steht auf den kleinen Bechern, die hier auf dem Platz in der Überzahl sind, obwohl keines der Restaurants oder Cafés hier so einen Namen trägt.
Wir beschließen, der Pradetto-Spur zu folgen und landen gleich um die Ecke vom Dom in der Via Portici Maggiori. Dort reihe ich mich in die Schlange vor der kleinen Eisdiele ein. „Wir müssen ja probieren, ob das Eis hier auch gut ist!“, stellt mein großes Mädchen fest und ich pflichte ihr bei. Wer über das Reisen mit Kindern bloggt, muss schließlich wissen, wo es das beste Eis gibt, auch wenn es bedeutet, zwei Mal innerhalb einer Viertelstunde Eis zu kaufen. Und was soll ich sagen? Das beste Eis gibt es in Brixen definitiv bei der Gelateria Pradetto! Mein Favorit ist das Haselnusseis, für das die echten Piemonter Haselnüsse der Sorte „Tonda Gentile Trilobata“ verwendet werden. Sie zählen zu den besten Haselnüssen der Welt.
Für alle Leckermäulchen kann ich noch einen weiteren kulinarischen Tipp für Brixen geben. Im Restaurant Fink gibt es erstklassige Südtiroler Küche inmitten der schönen Lauben.
Als wir wieder im Zug nach München sitzen und wie auf der Hinfahrt die atemberaubende Landschaft bestaunen, schaut mich mein großes Mädchen ernst an. Ich muss ihr versprechen, dass wir das alles hier dem Papa und dem großen Bruder zeigen werden. Wenn es nach ihr geht, müssen wir unbedingt im Sommer nach Südtirol fahren, damit sie jeden Tag baden kann. Oder im Winter, damit sie einen der hohen Berge hinunter rodeln kann.
Oder wir fahren einfach noch einmal mittendrin nach Südtirol, einfach so, wegen der Balance, denke ich mir. In diesem Sinne: Ommmmm!
Dieser Beitrag ist Teil meines Familienreiseblogs. Für meine Reisen arbeite ich auch mit touristischen Partnern zusammen. Hier erfährst du mehr über mich als Reisebloggerin und meine Reiseartikel.
Ach Sophie, du schreibst immer so, dass ich denke, warum waren WIR da noch nicht???
Wir sind schon oft über die Brennerautobahn gefahren, aber wir haben noch nie in Brixen gehalten. Das müssen wir bei unserer nächsten Reise echt mal machen. Schon wegen der Eisdiele, die wir dann hoffentlich finden!
LG Nadja
Hallo Nadja,
danke für das Kompliment. Die Eisdiele findet ihr wirklich ganz leicht. Im Zweifelsfall macht ihr es genau so wie wir. Einfach die kleinen Becher zurück verfolgen. ;-)
Liebe Grüße, Sophie!
Nach zwei traumhaften Sommerurlauben ist Südtirol definitiv einer meiner liebsten Orte. Brixen kennen wir bisher nur vom Brenner aus, aber nach deinem Bericht lohnt sich ein Besuch ja auf jeden Fall.
LG, Micha
Hallo Micha,
also Brixen und Bozen sind beide wirklich toll. Ich denke, gerade mit dem Auto lohnt sich ein Abstecher. Interessanter und abwechslungsreicher als eine Autobahnraststätte sind die Städte auf jeden Fall. Ich fand gerade an Brixen gut, dass alles so nah beieinander ist. Übrigens sah auch das Freibad schön aus und der Spielplatz wurde gerade renoviert.
Liebe Grüße, Sophie!
Immer wenn ich Deine Reiseberichte lese, bekomme ich große Lust, sofort die Koffer zu packen. Und erinnere mich an meinen guten Vorsatz, zukünftig viel öfter die Gelegenheit zum Weltentdecken zu nutzen :)
Danke! :-)
P.S. Schon für die nächste Gelegenheit den Koffer gepackt? ;-)
Hallo Sophie, bin gerade nochmal über Deinen Text aus dem Sommer gestoßen. Ich war jetzt gerade erst in Tirol und fand es auch so herrlich und Ommm. Und möchte auch bald wieder zurück. :)
Liebe Sonja, hab vielen Dank. Ich finde sowohl Tirol als auch Südtirol wunderbar und ich musste gerade sehr schmunzeln. Manchmal kann man es wirklich nicht besser ausdrücken als mit OMMM!
Liebe Grüße, Sophie!
Hallo Sophie,
wirklich sehr schöner Eintrag, da bekommt man richtig Lust mal wieder dorthin zu fahren. Wir fahren wahrscheinlich im Frühjahr ins Wellnesshotel Brixen, ins Landhotel Mühlwaldhof. Ich freue mich schon riesig auf die Tolle Natur und ausgedehnte Wanderungen nach denen man abends einfach nur glücklich ins Bett fällt. Entspannung pur!
LG Mareike