Mit Kindern zum ersten Mal in Flandern? Dann muss man man doch sicher nach Brügge, Gent, Antwerpen oder an die Belgische Küste fahren, oder? Nein, muss man nicht unbedingt. Man kann sich auch auf das Abenteuer einlassen, in eine belgische Stadt zu reisen, die (bisher) nur wenige kennen und über die man in deutschen Reiseblogs keine Beiträge findet*. Mechelen (deutsch: Mecheln) ist so eine Stadt. Zugegeben: Hätte ich nicht auf der ITB so nett am Stand von Flandern mit Florie von Tourismus Mechelen geplaudert, wäre Mechelen nicht auf der Route unseres Roadtrips durch Belgien gelandet. Dabei liegt Mechelen so ziemlich genau auf halber Strecke zwischen Brüssel und Antwerpen.
Wer nach Sehenswürdigkeiten und meinen Empfehlungen in Mechelen sucht und nicht den ganzen Text lesen möchte, der schaut am besten auf meine Karte von Mechelen weiter unten im Artikel.
Mechelen entdeckt man am besten zu Fuß
Mechelen hat etwas über 80.000 Einwohner und eine Fläche von knapp 28 Quadratkilometern. Damit ist Mechelen weder richtig groß noch richtig klein. Das historische Stadtzentrum von Mechelen hat einen Durchmesser von noch nicht einmal zwei Kilometern. Aber die wahre Größe liegt bekanntlich oft im Detail und auch immer im Auge des Betrachters. Wir hatten ein langes Wochenende in Brüssel hinter uns und waren noch etwas erschlagen von den vielen Eindrücken, die Belgiens Hauptstadt bei uns hinterlassen hatte. Daher wollten wir in Mechelen die Kinder den Tagesrhythmus bestimmen lassen, uns einfach ein bisschen treiben lassen und eine uns unbekannte Stadt mit Kinderaugen entdecken.
Für uns war unsere Unterkunft, das Novotel Mechelen Centrum der ideale Ausgangspunkt für unsere Stadterkundungen. Wir als Eltern genossen vor allem das leckere Frühstück und unser Nachwuchs die Spielecke im Erdgeschoss. Dank absolut zentraler Lage holten wir das Auto nur für einen Ausflug zum Tierpark und nach Gent aus der Tiefgarage nebenan. In Mechelen gingen wir einfach immer der Nase nach und ließen meist die Kinder entscheiden, ob wir nach links oder rechts abbiegen sollten. Nun gut, ein bisschen sorgten wir schon dafür, dass uns unser Zickzack-Kurs am ersten Tag zum Wahrzeichen der Stadt, den St.-Rombouts-Turm führte.
Mit Kindern muss man hoch hinaus
Mein Opa sagte immer: „Wenn du an einem fremden Ort bist, orientiere dich immer an einem hohen Gebäude in der Mitte, am besten an einer Kirche.“ In Mechelen sollte man auch ganz ohne diesen großväterlichen Tipp den St.-Rombouts-Turm besuchen und sich die Mühe machen, alle 538 Stufen bis zur Turmspitze empor zu steigen. Zum Glück kommt man auf dem Weg nach oben an sechs verschiedenen Kammern vorbei, die man zum Verschnaufen oder wie ich zum Stillen besuchen kann. Wenn man das Glück hat, wie wir mitten in den Sommerferien nach Mechelen zu kommen, erlebt man mitunter ganz überraschende Aktivitäten bei der Turmbesteigung.
Und so fanden wir uns auf einmal in einer Kammer voller Holz- und Moosgummi-Bausteine wieder, die unseren Besuch auf dem Turm auf die doppelte Zeit verlängerte, die wir veranschlagt hatten. Zum Glück kann man auch allen Ebenen noch einmal besuchen, wenn man auf der anderen Treppe den Weg nach unten antritt. Hätten wir als Eltern nicht versprechen können, dass wir auf jeden Fall beim Abstieg noch einmal das Paradies aller Baumeister besuchen würden, wir wären wohl am Ende nur mit dem jüngsten Spross bis auf die gläserne Plattform, den Skywalk, auf der Turmspitze gekommen. Diesen atemberaubenden Blick sollte man aber auf keinen Fall verpassen.
Da schönes Wetter war, sahen wir am Horizont das Atomium blitzen. Ich erwähnte es ja: Mechelen liegt wirklich nicht weit von Brüssel entfernt. Aber auch der Blick über die Stadt und kurz über die Stadtgrenzen hinaus lohnt sich.
Mechelens Spielplätze und Plätze zum Spielen
Da Mechelens Innenstadt weitestgehend verkehrsberuhigt und fußgängerfreundlich ist, ist eigentlich das ganze Zentrum ideal für Kinder. Irgendwo gibt es immer Gelegenheiten zum Verstecken, Balancieren und Klettern. Die öffentlichen Spielplätze sind auf der Karte im Stadtführer „Hören, Sehen und Mechelen“ verzeichnet, den ich nur wärmstens empfehlen kann. Zum Stadtführer kann man nämlich auch ein Gutscheinheft erwerben, um sich einmal kreuz und quer durch die Stadt zu kosten.
Zu einem besonders schönen Spaziergang lädt der Dijlepfad in Mechelen ein, der mehr ist als nur ein schöner Weg am Wasser entlang. Es ist eigentlich ein schwimmender Ponton, der sich vom Vismarkt, dem ehemaligen Fischmarkt bis zum Kruidtuin, dem Botanischen Garten erstreckt. Wir starteten unseren Spaziergang auf dem Dijlepfad am Botanischen Garten – natürlich nicht, ohne vorher den Spielplatz dort besucht zu haben.
Auch wir schlenderten diesen Pfad entlang und mehr als einmal blieben meine Blicke an den Häusern links und rechts hängen. Ein Blick auf die vielen verschiedenen Fassaden, auf die Terrassen und in die Fenster erfreut jeden, der an Architektur und Interior Design interessiert ist. Meine Kinder interessierten sich dagegen mehr für die Enten auf dem Wasser und dicke Spinnen am Geländer.
Ein Tummelplatz, an dem ich gern mehr Zeit verbracht hätte, sind die Einkaufsstraßen von Mechelen. Eine Runde Shopping mal ganz ohne Kinder. Dabei passt das mit der Runde nicht ganz, denn wenn man in Mechelen mal so richtig schön Bummeln gehen möchte, tut man das am besten im Dreieck. Vom großen Markt geht es auf die Bruul, dann über die hübsche Brücke auf die andere Seite der Diele, rechts in die Onze-Lieve-Vrouwestraat und noch einmal rechts die Ijzerenleen entlang, bis man wieder auf dem großen Marktplatz steht.
Interaktive Karte von Mechelen
Hier habe ich alle von uns besuchten Orte eingetragen und noch weitere Sehenswürdigkeiten, die ihr in Mechelen mit Kindern besuchen könnt. Für die Attraktionen wie den Tierpark Planckendael, das Erholungszentrum De Nekkar oder Technopolis sollte man sich als Familie den ganzen Tag Zeit nehmen. Für einen kurzen Besuch – etwa auf der Durchreise – sind der St.-Rombouts-Turm, der Dijlepfad und ein kleiner Bummel durch das historische Stadtzentrum auf jeden Fall ein Muss.
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Worüber ich demnächst noch berichten will
Mechelen hat nicht nur viele schöne Sehenswürdigkeiten, sondern hält auch Schmankerl für kleine und große Touristen bereit. Wir haben ein kleines Café mit den wohl köstlichsten, süßen Belohnungen entdeckt, die man nach einem Turmaufstig bekommen kann. Ich habe mir den Mechelner Kuckuck schmecken lassen, der in Wirklichkeit ein Huhn ist und wir haben Restaurants entdeckt, die sich prima für das Essen gehen mit Kindern eignen. Außerdem muss ich ausführlicher vom Besuch im Tierpark Planckendael berichten, den ich anfangs für überteuert hielt, aber schon nach einer Stunde mein vorschnelles Urteil revidierte.
Ach ja, einen Abstecher nach Gent haben wir auch noch gemacht und am Ende ein bisschen bereut, dass wir die Kinder dabei hatten…
Wo ihr weitere Informationen für eine Reise nach Mechelen findet
- Offizielle Webseite von Tourismus Mechelen
- Mechelen auf der Homepage von Tourismus Flandern-Brüssel
- Kinderstadt Mechelen: Alle Spielplätze
Mit diesem Reisebericht aus Mechelen nehme ich am Flandern Blog Award 2014 für Reiseblogger teil. Ich hatte ja vor unserer Reise gegrübelt, in welche Kategorie mein Beitrag passen könnte. Nach einer Turmbesteigung mit über 500 Stufen und dem Baby in in der Trage habe ich mich letztendlich für Aktivurlaub entschieden. Reisen mit Kindern ist eben… nun ja, immer irgendwie aktive Erholung!
*“Keine Blogbeiträge“ stimmt nicht, wenn man den Artikel vom Glockenspiel im St.-Rombouts-Turm auf Reisedepeschen.de dazu zählt. Und wer noch welche findet, darf mich gern informieren.
Dieser Beitrag ist Teil meines Familienreiseblogs. Für meine Reisen arbeite ich auch mit touristischen Partnern zusammen. Hier erfährst du mehr über mich als Reisebloggerin und meine Reiseartikel.
Ich war schon mal beruflich in Brüssel, aber Mechelen kannte ich bis jetzt auch noch nicht. Sieht echt nett aus da.
Super schöne Fotos! Wir waren noch nie in Flandern, aber dein Reisebericht macht darauf richtig Lust. Obwohl ich mir auch gut vorstellen kann, auch einfach nur mit meinem Mann hinzufahren und dann wirklich Brügge oder so zu besuchen und dann später noch eine Reise mit unserem Sohn zu machen.
Sehr schön, dass du über eine eher unbekanntere Stadt berichtest. Ich finde, so kann man sich am besten ein unverfälschtes Bild von der Kultur und den Menschen einer Region oder eines Landes machen!
Ich komme aus Mechelen und lerne Deutsch, also das war richtig interessant zu lesen. :) Ich glaub du kennst die Stadt schon sehr gut! Gute Tipps ;)
Liebe Lina,
danke. Das ist ein schönes Kompliment! Und Mechelen ist wirklich zauberhaft.
Liebe Grüße, Sophie!