Wer in Prag mit dem Kinderwagen unterwegs ist, stellt schnell fest: Die tschechische Hauptstadt ist nicht nur die Stadt der hundert Türme, sondern auch die Stadt der tausend Treppen. Mit Baby und einer Vierjährigen habe ich ausprobiert, wie man mit dem Kinderwagen in Prag zurecht kommt.
Was tun, wenn die geplante Familienreise nach Prag ins Wasser fällt, weil alle einen dicken Schnupfen haben? Man holt die Reise einfach später nach. In meinem Fall allerdings ohne Mann und Sohn, denn die Ferien sind leider vorbei. Mit der Bahn nonstop von Berlin nach Prag. Mit dabei meine zwei Mädchen, ein Rucksack und der Bugaboo Buffalo Escape.
Ein Vorteil, mit Kinderwagen in Prag unterwegs zu sein, habe ich gleich am ersten Abend kennen gelernt. Wir waren in der Altstadt unterwegs und kamen ans Ufer der Moldau. Die Mädchen waren schon ein bisschen müde, doch Dank Kinderwagen und Mitfahrbrett konnte ich noch einen kleinen Umweg an der Moldau entlang machen und den für einen Februar lauen Abend genießen. Das Licht ist dort am frühen Morgen und am Abend einfach wunderbar.
Für einen Spaziergang über die Karlsbrücke empfehle ich ebenfalls den Morgen oder den Abend – allein schon deshalb, weil es dann nicht so voll dort ist.
Ein Nachteil, der ganz besonders in Prag auffällt: Mit einem Kinderwagen kann man nur selten hoch hinauf. Für die vielen Türme empfiehlt sich unbedingt ein Babycarrier oder ein Tragetuch. Ich hatte deshalb während der ganzen Reise meine Ergobaby Trage dabei. Das kann ich in Prag nur jedem empfehlen.
Aber auch wenn man am Boden bleibt, fallen in Prag zwei Dinge auf. Es gibt wahnsinnig viel Kopfsteinpflaster und wirklich schmale Fußwege, die an manchen Hausecken auch einfach ganz verschwinden. Mit sehr schmalen Buggy-Rädern ist so mancher Weg in Prag einfach nicht zu schaffen. Glücklich ist der, dessen Kinderwagen breite Luftreifen und eine gute Federung hat.
Nun könnte man meinen, man schlägt den holperigen Wegen ein Schnippchen und benutzt einfach eine der Straßenbahnen, deren Netz im Prager Zentrum wirklich gut ausgebaut ist. Aber leider sind die typischen roten Straßenbahnen nicht barrierefrei. Nur ganz selten kommt eine der neueren Niederflurbahnen zum Einsatz. Man hat die Wahl zwischen langen Wartezeiten oder muss jemanden finden, der beim Kinderwagen mit anpackt.
Bei den drei Metro-Linien sieht es schon erfreulicher aus, denn immer mehr Stationen sind dank Fahrstühlen wirklich barrierefrei.
Aber bei den ganzen Schwierigkeiten gibt es aber auch einen ganz klaren Vorteil. Man hat den mobilen Schlafplatz fürs Baby immer mit dabei. Wir haben wirklich schöne Spielplätze in Prag entdeckt. Während das kleine Mädchen schlummerte, konnte ich mit dem großen Mädchen schaukeln, wippen und klettern.
Typisch für Mütter mit Kinderwagen: Im Ablagekorb befindet sich die Überlebensausrüstung für mehrere Tage. Wir hätten damit auswandern können. Wenn es nicht gebraucht wurde, kam auch das Mitfahrbrett noch mit hinein.
Langes Laufen an der frischen Luft macht müde. Da hilft auch das Mitfahrbrett nicht mehr. Die Lösung war, dass auch mal das große Mädchen in den Wagen durfte und die Babytrage zum Einsatz kam.
Nach einem kurzen Mittagsschlaf war sie dann wieder so schnell, dass ich fast nicht mehr hinterher kam.
Überraschungen gibt es sogar auf den offiziell ausgeschilderten Wegen. So mancher Weg führt mitten durch Häuser hindurch. Schmale Treppen sind keine Seltenheit. Aber meistens gibt es eine alternative, wenn auch etwas weitere Route.
Kurze Treppen haben wir einfach so gemeistert. Wagen ankippen und langsam die Stufen hoch oder hinunter ziehen. In der Hauptsaison kommt sicher auch öfter jemand zum Anfassen vorbei. Dabei kommt man auch nett ins Gespräch. Einer meiner Helfer war Japaner und schwärmte von Prag und dem tschechischen Bier, während wir den Kinderwagen die Treppe hinab trugen. Während wir noch eine Nacht in Prag vor uns hatten, ging es für ihn am nächsten Tag weiter nach München und zum Schloss Neuschwanstein.
Der kürzeste Weg zur Prager Burg ist nicht immer der beste
Umwege erhöhen bekanntlich die Ortskenntnis. Wir haben etliche Umwege in Kauf genommen und bekamen als Belohnung wunderschöne Ausblicke. Okay, zugegeben war ich diejenige, die den Ausblick genoss, während die Große schon wieder einen Spielplatz entdeckte.
Mein Fazit: Mit einem robusten Kinderwagen, der viele Terrains meistert, kommt man auch in Prag zurecht. Für die Prager Altstadt und die Fahrten mit den Straßenbahnen sollte der Wagen lieber im Hotel stehen bleiben.
Dieser Beitrag ist Teil meines Familienreiseblogs. Für meine Reisen arbeite ich auch mit touristischen Partnern zusammen. Hier erfährst du mehr über mich als Reisebloggerin und meine Reiseartikel.
Hi,
wirklich toller Beitrag.
Das Problem, das du beschreibst, trifft nicht nur auf Prag zu. Heute erst kam ein Beitrag auf Punkt 12, der das selbe Problem für deutsche Großstädte beschreibt.
Der Beitrag heißt: „Beim Einkaufen, in der Bahn oder Restaurant
So schwierig ist der Alltag für Mutter und Kind“
Leider existiert der Beitrag nur in Form eines Videos, sonst hätte ich hier den Link senden können.
LG
Hallo Kenan,
ja, manchmal sind selbst die alltäglichen Dinge wirklich schwer, wenn man mit einem Kinderwagen unterwegs ist. Darauf habe ich oft nicht geachtet – bis ich dann selbst Mutter wurde.
Viele Grüße,
Sophie
Vielen vielen DANK für die sehr aufschluß reiche Erklärung !
Wir wollten Prag so gerne besichtigen aber meine Frau benötigt einen
Rollator ist ja das gleiche Problem wie mit Kinderwagen.
Wir werden jetzt Prag Streichen und haben uns so viel Enttäuschung
erspart. Vielen Dank. LG
Hallo Armin,
es freut mich, dass mein Beitrag helfen konnte. Mit Rollator stelle ich mir das fast noch schwieriger vor als mit einem Kinderwagen, der ja sehr breite, luftgefüllte Räder hat.
Ansonsten wirklich eine sehr schöne Stadt!
Viele Grüße,
Sophie