Auf dem Weg zum Frühstück tun wir das, was wir an jedem Morgen tun. Wir staunen. Gehen wieder ein paar Schritte, bleiben stehen, staunen wieder. Wir sind so fasziniert von diesem Blau des Wassers, von den Inseln, den schroffen Felsen und den vielen kleinen Booten, dass unsere Hauptbeschäftigung oft nur darin besteht, dazustehen und aufs Meer hinaus zu blicken.
Doch an diesem Morgen staunen wir auch über die vielen Blumen, die auf dem Hotelgelände gepflanzt werden. „Mama, heute kommen ganz viel gelbe dazu! Guck mal, wie schön das aussieht! Gelbe Blumen und blaues Wasser!“, ruft meine Tochter, als sie eine neue Palette mit Pflanztöpfen entdeckt. „Sind das jetzt schon hundert? Oder tausend?“, will sie wissen. „Wie viele wollen die Leute hier denn noch pflanzen?“
Die Leute, das sind die Gärtnerinnen und Gärtner, die auf dem Hotelgelände jeden Tag unermüdlich die Grünanlagen fertig stellen. Die Staunenden, das sind meine zwei Töchtern im Alter von einem und vier Jahren und ich. Das Hotel ist das Sentido Orka Lotus Beach, das erst seit drei Wochen an der Türkischen Ägäis zwischen Marmaris und Icmeler für seine Gäste geöffnet hat. Wir sind zum ersten Mal überhaupt in der Türkei, staunen über diesen schönen Flecken Erde und gehören zu den ersten Gästen, die miterleben dürfen, wie es ist, wenn so ein großes, neues Hotel jeden Tag ein bisschen mehr an seinem Standort ankommt.
Ich kenne die Türkische Ägäis nur von Fotos und Reisebeschreibungen im Internet. Und nun bin ich hier, fotografiere jeden Tag und weiß doch, dass kein Foto nur annähernd so schön ist, wie der Moment, den man einfangen möchte. Man muss selbst hier gewesen sein. Trotzdem mache ich weiter Fotos.
An einem Hang mitten im Pinienwald und nur durch den Promenadenweg vom feinen Kieselstrand getrennt, liegt das Sentido Orka Lotus Beach mit mehreren großen und kleinen Gebäuden. Von der Küstenstraße aus sieht man auf den ersten Blick nur die weiße Hoteleinfahrt, die von der Straße abzweigt. Nur wer genauer hinsieht, entdeckt vielleicht auch die Wasserrutschen, die zum Hotel gehören.
Mit dem Transferbus fahren wir bis zum Hauptgebäude des Hotels, in dem sich die Rezeption befindet. Ich gebe zu, dass ich erleichtert bin, hier auszusteigen. Die meisten Urlauber sind schon in Marmaris ausgestiegen, wo Hotels dicht an dicht stehen, jedes zweite Geschäft neonfarbene Bikinis und Luftmatratzen verkauft und man sich fragt, ob vom ursprünglichen Ort überhaupt noch etwas übrig geblieben ist.
Wir nehmen nach der Ankunft auf einem der grünen Sofas in der Lobby Platz und tauschen die Reisepässe gegen einen Latte Macchiato für mich, Saftschorle und Wasser für die Mädchen und einen Teller mit Gebäck und Kuchen für uns alle. Während an der Rezeption die Unterlagen für uns vorbereitet werden, hält es meine Mädchen leider keine fünf Minuten auf dem Sofa. Sie wissen im Gegensatz zu mir diese bequeme Form des Check ins überhaupt nicht zu schätzen! Aber ich kann ihren Bewegungsdrang gut verstehen, haben sie doch im Bus vom Flughafen Dalaman die ganze Zeit brav still gesessen.
Ein bisschen Kuddelmuddel gibt es bei der Zimmervergabe und auch bei unserem Zimmer ist sich die Mitarbeiterin, die uns betreut, nicht ganz sicher, ob es überhaupt schon bezugsfertig ist. Aber das, was hier an noch Routine im organisatorischen Ablauf fehlt, wird durch Herzlichkeit wett gemacht.
Ich nutze die Wartezeit und mache mit den Mädchen einen kleinen Rundgang. Hier im Hauptgebäude befinden sich mehrere Restaurants, das Spa, der Fitnessraum, der Innenpool und nicht zu vergessen: die Dachterrasse. Ach, diese Dachterrasse! Wer hier im Sentido Orka Lotus Beach zu Gast ist und nicht wenigstens einmal zum Sonnenuntergang mit einem Drink in der Hand auf dieser Dachterrasse steht, hat etwas verpasst.
Dann ist unser Zimmer fertig und ich bin froh, dass wir mit unserem Gepäck und dem Kinderwagen mit einem der Caddies zum Zimmer gebracht werden. Als Neuankömmling seinen Weg zum Zimmer zu finden, ist nicht ganz einfach – einen Weg mit dem Kinderwagen zu finden, erfordert schon etwas genauere Ortskenntnis. Ich gebe es ehrlich zu: Erst am zweiten Abend weiß ich, wie wir vom Zimmer aus am schnellsten zum Hauptrestaurant, zu unserem Lieblingspool oder zum Kinderclub kommen und welche Fahrstühle wir nehmen müssen, wenn wir den Kinderwagen dabei haben.
Verschachtelt ist der Begriff, der mir für diese Hotelanlage zuerst in den Sinn kommt. Wer verstehen will, wieso das Sentido Orka Lotus Beach so gebaut wurde, wie es aussieht, muss sich nur die Pinien etwas genauer ansehen. Das große Mädchen bemerkt es am nächsten Morgen zuerst: „Guck mal, der Baum wächst ja durch den Balkon!“
Hier sieht man eine Balkonbrüstung, die im Zickzack um eine Pinie herum gebaut wurde. Dort wachsen sogar mehrere Bäume mitten durch den Flur. Das habe ich so noch nie gesehen.
Durch den Bau dieses Hotels sollten so wenig Pinien wie möglich gefällt werden, erfahre ich später, als ich Levent Hanci vom Hotelmanagement nach dem eigenwilligen Baustil frage. Und für jede einzelne Pinie, die doch einem Gebäude weichen musste, wurden woanders zehn neue Bäume gepflanzt.
Vom Balkon unseres Zimmers aus blicken wir direkt auf den Strand. Und auch hier könnte ich stundenlang sitzen und aufs Wasser schauen. Zu jeder Tageszeit sieht das Meer hier anders aus. So viele Blautöne, von denen ich gar nicht genug bekommen kann.
Doch meine Mädchen machen sich nichts aus Blautönen. Sie wollen ans Wasser und sie wollen ins Wasser. Es ist Ende Mai und bei 28 Grad im Schatten, 23 Grad Wassertemperatur und einem leichten Wind, der vom Meer herüber weht, lässt es sich hier am Strand ganz leicht mehrere Stunden aushalten.
Schwierig wird es hier nur für alle, die eigentlich im Mai noch an der Strandfigur für den Sommer arbeiten wollen. Das Sentido Orka Lotus Beach ist ein All-Inclusive-Hotel. Das sollte man wissen. Es gibt das große Buffetrestaurant und vier a la Carte Restaurants. Am Hauptpool gibt es außerdem Obst, Salate und Snacks. Und natürlich Eis! Schnell sind wir uns einig, dass das Karamell-Eis von allen Sorten am leckersten ist und man frisch gebackenes Pide eigentlich zu jeder Tageszeit essen kann.
Ein All-Inclusive-Hotel mit Aquapark, Kinderclub, Minidisco und Showprogramm am Abend birgt freilich auch die Gefahr, dass man das Gelände gar nicht mehr verlassen möchte. Mit meinen Mädchen mache ich trotzdem einen Spaziergang ins gut zwei Kilometer entfernte Icmeler, eine halbtägige Bootstour zu den Buchten der Umgebung und einen Fahrradausflug ins sechs Kilometer entfernte Stadtzentrum von Marmaris. Ja, tatsächlich Marmaris. Und was soll ich sagen? Die Altstadt ist eine echt schöne Perle, die einen Besuch lohnt. Schade, dass der Rest vom Ort so touristisch erschlossen ist.
Vom Öger Tours Guide bekomme ich übrigens noch so viele Ausflugstipps, dass ich doch etwas bedauere, dass meine Mädchen nicht schon ein bisschen älter sind und mein Mann nicht mitfliegen konnte. Ich verspreche hiermit, dass ich alle Tipps vom Guide noch in einem Blogartikel zusammenfassen werde. Ich habe alle Tipps fein säuberlich notiert.
Nicht notiert habe ich allerdings, wie viele Blumen nun wirklich zwischen die Pinien gepflanzt wurden. Mein großes Mädchen erzählt später dem Papa zu Hause, es waren mindestens tausend von jeder Farbe. Ich erzähle ihm, ich hätte mich die tausend verschiedenen Blautöne der Türkischen Ägäis verliebt. Ich glaube, wir haben irgendwie beide Recht.
Dieser Beitrag ist Teil meines Familienreiseblogs. Für meine Reisen arbeite ich auch mit touristischen Partnern zusammen. Hier erfährst du mehr über mich als Reisebloggerin und meine Reiseartikel.
Das sieht wirklich toll aus! Ich vermute, dass ich meine Kinder vom Wasserspielplatz nicht mehr wegbekommen würde :-)
Wow was für tolle Bilder und was für ein toller Urlaub. Ach ich möchte auch dahin *reise katalog für nächstes jahr rausholt*
Danke, Susi!
Ich möchte auch unbedingt noch einmal hin, wenn die Kinder etwas älter sind und dann noch mehr von der Gegend sehen. Unbedingt noch mal mit einem Boot fahren und dann aber Taucherbrille und Flossen mitnehmen. Und an den tollen Isuzu-Sandstrand bei Dalyan will ich. Und über tolle Canyoning Touren habe ich auch gelesen. Und und und…
LG Sophie
Hallo Susi,
danke. Es war wirklich unglaublich schön. Ich möchte definitiv wieder hin, zumal ich gehört habe, dass die Westküste der Türkei ein kleines Comeback erlebt.
Liebe Grüße, Sophie!