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Ein Blick auf den Besser-Reisen-Index und unsere Autofahrt zwischen Berlin, Bayern und jeder Menge Brösel
Wenn wir als Familie mit dem Auto verreisen, gibt es für mich immer zwei Momente der Entspannung. Zum ersten Mal, wenn wirklich alle Erwachsenen und Kinder sowie sämtliche dazugehörigen Gepäckstücke im Fahrzeug verstaut sind und zum zweiten Mal, wenn wir endlich die Stadtgrenze unserer riesigen Hauptstadt hinter uns gelassen haben. Erst dann geht für mich die eigentliche Reise erst richtig los.
Welches Verkehrsmittel ist im Vergleich das beste für Familien wie uns? Immer wieder stehen wir vor dieser Entscheidung.
Für ELTERN.de habe ich unsere letzte Familienreise mit dem Auto von Berlin nach Nürnberg genauer unter die Lupe genommen. (Ich verlinke natürlich, sobald der Artikel dort online geht.)
Dani von „Butterflyfish“ legte die gleiche Strecke mit der Deutschen Bahn zurück. Christian und Anja vom Blog „Von guten Eltern“ probierten die Anreise mit dem Flugzeug aus. Mit unserer Entscheidung, das Auto zu nehmen, schließen wir uns vielen Familien in Deutschland an. Dass das Auto der deutschen Familie liebstes Kind ist – erst recht auf Reisen – hatte ich schon vermutet.
Auch der Besser-Reisen-Index (BRI), der demnächst veröffentlich wird, bestätigt dies. Er gibt Auskunft über die Eignung eines Verkehrsmittels für eine bestimmte Zielgruppe. Dazu vergleicht der BRI die Nutzungspräferenzen der Zielgruppe mit denen des Bevölkerungsdurchschnitts.
Ob man sich auf Reisen wohl fühlt oder nicht, darüber entscheiden eine Vielzahl von Faktoren. Diese reichen von schnellster Reisemöglichkeit bis WLAN-Verfügbarkeit; insgesamt betrachtet der BRI 29 verschiedene Faktoren. Je nach Bevölkerungsgruppe haben sie einen unterschiedlich hohen Stellenwert. Ganz weit vorn steht die Reisezeit als Faktor.
Mit welchem Verkehrsmittel kommen wir eigentlich am schnellsten voran?
Als ich ohne Familie in Nürnberg war, habe ich die Strecke jedes Mal mit dem ICE zurückgelegt. Stressfrei, mit WLAN und tollem Ausblick aus dem Fenster bin ich in gut dreieinhalb Stunden in Nürnberg. Der ICE Sprinter schafft die Strecke vom Berliner Hauptbahnhof nach Nürnberg sogar in unter drei Stunden. Währenddessen kann ich arbeiten, lesen, essen, schlafen oder umherlaufen, falls das Sitzen zu langweilig wird.
Die gleiche Strecke wird auch relativ günstig von Fernbusunternehmen angeboten, aber ich verbinde Fernbusse immer mit leicht muffelnden Rucksacktouristen und motzigen Busfahrern. Ein Klischee im Kopf, dass mich noch nicht einmal daran denken lässt, den Fernbus mit Kindern auszuprobieren. Außerdem braucht der Fernbus für die Strecke über fünf Stunden!
Sogar fliegen könnten wir nach Nürnberg per Direktflug mit nur einer Stunde und 15 Minuten Flugzeit. Wer jedoch wie wir erst einmal eine knappe Stunde zum Flughafen braucht und zudem noch die Abfertigungszeiten als fünfköpfige Familie mit einrechnet, weiß, dass wir hier nicht wirklich Zeit sparen würden. Transfers von und zum Flughafen, Check-In, Sicherheitskontrollen und das Warten aufs Gepäck verlängern die Reisezeit beträchtlich, werden aber gern vergessen. Vom Preis für fünf Personen ganz zu schweigen. Schließlich zahlen Kinder schon ab zwei Jahren den vollen Flugpreis!
Wieso heißt familienfreundlich eigentlich fast immer „Auto“?
Nicht überrascht hat mich bei Besser-Reisen-Index, dass es auch für Familien entscheidend ist womit man am schnellsten zum Ziel kommt. Doch überdurchschnittlich häufig wurden auch drei andere Aspekte genannt. Familienfreundlich zu reisen, die bequeme Gepäckmitnahme und die Mobilität am Zielort spielen eine entscheidende Rolle.
Ich frage mich natürlich, was genau ist denn familienfreundlich an einem Verkehrsmittel? In unserem Fall haben wir für die Fahrt nach Nürnberg vor allem das Auto gewählt, weil wir anschließend in die Schweiz weiterfahren wollen und dann nach Südtirol.
Ich empfinde ansonsten das Bahnfahren als ziemlich familienfreundlich. Eigene Kinder bis 14 Jahre fahren bei den Eltern oder Großeltern kostenlos mit und müssen nur bei der Buchung auf der Fahrkarte eingetragen werden. Es gibt Kleinkindabteile und Familienbereiche, als Familie ist die Platzreservierung günstiger und die Kinderfahrkarten im ICE können gegen kleine Überraschungen eingetauscht werden.
Doch mein Mann fährt einfach gern mit dem Auto. Es könnte daran liegen, dass er meistens hinter dem Lenkrad sitzt, während ich als Mutter den Teil mit der Familienbespaßung und Konfliktbewältigung an Bord übernehme. Vielleicht geht das ja mehreren Befragten so, die angaben, dass der PKW besonders familienfreundlich sei? Wenn ich das nächste Mal eine Auswertung über Verkehrsmittel im Vergleich sehe, werde ich erst einmal schauen, wen genau man befragt hat.
Im Zug würde nämlich ein: „Papa kann jetzt nicht. Ich muss mich auf die Straße konzentrieren!“ nicht zählen. Hier sind alle Erwachsenen gleichermaßen gefragt. Aber wer wirklich keine Lust auf Familienzeit im Zug hat, könnte sich immer noch bequem hinter einer großen Zeitung oder wahlweise hinter einem elektronischen Gerät verstecken.
Das Auto ist flexibel, vor allem für Familien, die so trödeln wie wir.
„Mit dem Zug hätten wir heute dumm dagestanden. Der hätte keine 30 Minuten auf uns gewartet.“, gebe ich während unserer Fahrt im Auto zu und mein Mann grinst. Er weiß, dass ich das Zugfahren liebe und ihm ständig alle möglichen Vorteile aufzähle. Heute haben wir jedoch viel zu lange beim Frühstück gesessen und rollen erst über eine halbe Stunde später als geplant los. Davor, dass Ferienzeit ist, kommen wir ganz gut voran. Nur ganz geht es an Baustellen etwas langsamer voran.
Unser Navigationsgerät meldet uns später ganz kurz vor dem Ziel doch noch einen dicken Stau. Immerhin fangen an diesem Wochenende die Sommerferien in Bayern gerade erst an. Wir haben Glück und eine Ausfahrt ist direkt vor uns. Das Navi lotst uns von der Autobahn herunter und über eine Nebenstrecke nach Nürnberg. In Sachen Flexibilität kann mein Mann mit seiner Vorliebe für das Auto hier natürlich punkten. Ein Zug kann nun mal nicht einfach vom Gleis runter, wenn vor ihm ein anderer Zug auf der Strecke stehen bleibt.
In Sachen Flexibilität fällt mir aber noch eine Sache ein, die sicher auch andere Familien immer wieder beschäftigt. Gemeint ist das liebe Gepäck!
Gepäckmitnahme: Der ehrliche Blick in den Kofferraum
Ein kurzer Rückblick auf den Morgen in Berlin. Mein prüfender Blick schweift über die Koffer, die wir gerade im Auto verstaut haben. Man könnte meinen, wir Eltern wollten mit unseren drei Kindern auswandern, nicht aber einige Tage in die Alpen fahren. Die Mädchen wollten unbedingt jeweils einen eigenen Kinderkoffer mitnehmen. Ich war nicht sicher, was das Wetter betrifft und habe sicherheitshalber auch Regenjacken für alle mitgenommen, feste und wandertaugliche Schuhe natürlich auch. Und schon kamen viele Kilos an Gepäck zusammen.
Natürlich ist es bequem, einfach alles schnell im Auto verstauen zu können. Einmal zum Fahrzeug getragen, muss man nichts mehr schleppen. Erst am Zielort müssen die Koffer ihren Weg ins Hotelzimmer finden. Aber auch das ist nicht schwer, denn viele Hotels haben inzwischen einen Fahrstuhl, der direkt von der Tiefgarage bis hinauf zum Zimmer führt.
Zugegeben, wenn wir mit dem Auto unterwegs sind, denke ich über das Thema Gepäck nicht so viel nach, wie vor einer Reise mit dem Zug oder mit dem Flugzeug. Im Flugzeug gibt es strenge Gewichtsbeschränkungen. Wer die nicht einhält, muss ordentlich draufzahlen. Auch wenn wir mit dem Zug fahren achte ich darauf, dass selbst der große Rollkoffer nur so schwer ist, dass wir ihn zur Not die Treppen hinauf und hinab tragen können. Manchmal sind Rolltreppen oder Fahrstühle am Bahnhof nicht vorhanden oder sie funktionieren nicht. Da bietet das Auto schon einige Vorteile.
Aber wenn wir ganz ehrlich sind, müssten wir und als Eltern eigentlich folgende Fragen stellen: Nehmen wir das Auto, weil wir mit viel Gepäck reisen? Oder reisen wir mit so viel Gepäck, weil wir das Auto nehmen? Ich für meinen Teil kann bestätigen, dass wir noch mit deutlich weniger Gepäck fuhren, als wir noch keinen Bus hatten, sondern nur einen Kombi.
Familien unter sich zwischen Bröseln, drückender Blase und anderen drängenden Fragen.
Wer hat eigentlich das Kabel für das Tablet eingepackt hat, dessen Akku-Ladestand nur noch zwei Prozent anzeigt? Was haben wir dabei, um den Hunger zu stillen, obwohl wir gerade erst vom Frühstückstisch aufgestanden sind? Und wie schnell finden wir einen Rastplatz, weil das jüngste Kind ganz dringend auf Toilette muss? Der übliche Wahnsinn als Familie im Auto!
Dass das Auto dort, wo die Kinder gesessen haben, aussieht, als hätte es einen mittleren Wirbelsturm gegeben, brauche ich sicher nicht zu erwähnen. Das Fahrzeug gleicht schon nach wenigen Stunden Fahrt einer Landschaft aus zerbröseltem Essen und heruntergefallenen Spielsachen. Wenn man es ganz positiv betrachtet, könnte man sagen, dass die Kinder hier ganz Kind sein dürfen. Laut lachen, schräg singen und Quatsch machen. Alles ist erlaubt, was den Fahrenden nicht ablenkt. Es fährt ja außer uns niemand mit, der sich gestört fühlen könnte. Wir sind in unserer Familienkutsche ganz unter uns.
Was fehlt, sind allerdings die Annehmlichkeiten, die ich im Zug so zu schätzen weiß. Wir müssen alle angeschnallt sitzen bleiben. Die Kinder haben in ihren Sitzen dabei noch weniger Bewegungsfreiheit als wir Eltern. Vielleicht denken sie sich ja insgeheim: „Wenn wir uns schon nicht bewegen können, sollen wenigstens die Brötchen im Auto ihren Bewegungsfreiraum bekommen!“
Wer WLAN will, muss mit mir oder meinem Mann ums Datenvolumen vom Smartphone verhandeln. Für jeden Gang zur Toilette oder einen frisch zubereiteten Latte Macchiato müssen wir unsere Reise unterbrechen und hoffen, dass der Rasthof, den wir anfahren, in einem einigermaßen guten Zustand ist.
Das Auto immer dabei zu haben, ist Vorteil und Nachteil zugleich.
In Nürnberg steht unser Auto die meiste Zeit in der gebührenpflichtigen Tiefgarage des Hotels. Wir legen die meisten Touren einfach zu Fuß zurück. Alternativ könnten wir bequem die Tram oder die U-Bahn nutzen. Unser Auto kostet uns also selbst dann noch extra Geld, wenn wir es gar nicht nutzen. Eine Wahl haben wir nicht wirklich, denn in unmittelbarer Nähe des Hotels gibt es einfach keine Parkplätze und weiter entfernt auch nur kostenpflichtige.
Das Auto mit seinem Navigationsgerät macht es uns dagegen leicht, spontan auch mal einen Ausflug in die Umgebung zu machen. Wir müssen nicht erst austüfteln, welche öffentlichen Verkehrsmittel wir benutzen müssen, ums ans Ziel zu kommen.
Und welches ist nun das beste Verkehrsmittel für Familien?
Fast möchte ich sagen: „Sage mir, was für dich familienfreundlich bedeutet, dann sage ich dir, welches Verkehrsmittel zu dir passt.“ Für uns bleibt es nämlich vorerst dabei, dass wir quasi vor jeder Reise neu verhandeln, wie wir als Familie am besten von A nach B kommen. Ich für meinen Teil freue mich auf den nächsten Besuch in Nürnberg zur denkst Bloggerkonferenz. Hin und zurück nehme ich (natürlich!) die Bahn.
Und wie ist das bei euch? Nach welchen Kriterien entscheidet ihr, womit ihr als Familien verreist? Und habt ihr überhaupt eine Wahl?
Dieser Beitrag ist Teil meines Familienreiseblogs. Für meine Reisen arbeite ich auch mit touristischen Partnern zusammen. Hier erfährst du mehr über mich als Reisebloggerin und meine Reiseartikel.
Wir wollten diesen Sommer auch statt mit dem Auto, mit der Bahn nach Leipzig fahren. Also buchten wir die Tickets und waren von den, zu diesem Zeitpunkt hohen Preisen, abgeschreckt. Wir buchten trotzdem. Dann kam es, wie es kommen musste, unsere kleinste wurde krank und so konnte nur eine von uns mir der Großen nach Leipzig fahren. Um Geld zu sparen, hatten wir optimistisch den Spartarif genommen, was bedeutete, dass wir ein Ticket nicht stornieren konnten.
Auf der Hinfahrt lief auch alles reibungslos, doch auf der Rückfahrt musste erst gerannt werden, um den vermeintlichen Zug zu bekommen und dann fiel die Fahrt aus und die Alternative sollte 1,5 Stunden später fahren. Am Ende wurde es eine andere Verbindung mit einmal umsteigen, aber dafür war die Verspätung dann nichte ganz so groß.
Man kann sich jedoch vorstellen, dass nach einem Tag im Zoo, die 4-jährige nicht mehr ganz so gut aufgelegt war, für solche Späßchen.
Dieser Ausflug ist das beste Beispiel dafür, warum ich am Ende doch immer wieder, lieber mit dem Auto fahre.
Aber regelmäßig – alle paar Jahre – gebe ich der Bahn eine Chance :)
Für mich ist die Bahn – wie Du auch schreibst – das ideale Verkehrsmittel, wenn ich alleine bzw. nur mit Partner unterwegs bin. Mit Zwillingen ist es schier unmöglich, Bahn zu fahren, zumindest, so lange sie klein sind und man einen Buggy mitnehmen möchte. Die allermeisten Modelle passen im Zug nicht durch den Gang, nur ins Fahrradabteil des Intercitys. Blöd nur, wenn statt des deutschen Intercitys auf einmal ein österreichischer Eurocity anrollt (was man praktisch nicht herausfinden kann), der ganz andere Fahrradabteile hat und wo der Buggy auch nicht durch den Gang passt…
Fazit: Ich liebe die Bahn. Wirklich. Aber für Familienfernfahrten finde ich das Auto praktischer. Und für die Stadt nehmen wir das Rad.
Für mich ist auch die Bahn – das ideale Verkehrsmittel, wenn ich alleine bzw. nur mit Partner unterwegs bin.
Ich genieße die Bahn auf jeden Fall auch allein und finde sie als „rollendes Büro“ ebenfalls großartig.
Mein Onkel hat mich letztens zum Thema bestes Verkehrsmittel etwas gefragt, aber ich wusste darüber nichts. Deswegen bin ich echt froh, dass ich diesen Beitrag gefunden habe. Nächstes Mal, wenn ich ihn sehe, kann ich ihm erzählen, was ich hier gelesen habe.
Ihm… nun ja. :-)
Was genau hat er denn gefragt?
Danke für den Tipp, dass der Besser-Reisen-Index Auskunft über die Eignung eines Verkehrsmittels für eine bestimmte Zielgruppe gibt. Ein Ferienhaus für unseren nächsten Urlaub habe ich bereits gefunden. Jetzt brauchen wir nur noch den passenden fahrbaren Untersatz für die Reise.