Noch wenige Tage vor unserem Ostseeurlaub sind wir unentschlossen. Wo soll es hingehen in diesem Jahr in diesem Mai, da doch bis vor kurzem noch der Winter das Land fest im Griff hatte? Usedom wie im letzten Jahr? Oder doch Warnemünde, weil es näher liegt? Das Wetter können wir schließlich nicht verbindlich buchen. Als ich in meiner letzten Leseliste Blogs zum Thema Reisen mit Kindern vorgestellt hatte, fiel mir natürlich auch der Bericht von Britta über das Grand Hotel Heiligendamm ins Auge.
Ihre kleine Tochter fühlte sich wie eine Prinzessin und auch ich hatte die berühmte Weiße Stadt am Meer schon im Vorbeifahren gesehen. Die Straße in Richtung Kühlungsborn schlängelt sich von Ort zu Ort, lässt Wiesen und Wälder links und rechts liegen, bis plötzlich die ersten weißen Gebäude hinter einer Kurve auftauchen. Als der Entschluss gefasst ist, sind Anfrage und Buchung schnell gemacht. Eine kurze Debatte, ob wir das Auto oder diesmal doch lieber die Bahn nehmen, fällt zugunsten des Autos aus. Das Wetter soll wechselhaft werden, was also jede Menge Gepäck bedeutet. Von Badehose bis Gummistiefel haben wir alles dabei.
Der erste Eindruck von der Hotelanlage lässt sich tatsächlich mit imposant am besten beschreiben. Die strahlend weißen Hotelgebäude, dazwischen saftig grüner Rasen und direkt dahinter die türkisblaue Ostsee… Ja, hier werde ich mich fünf Tage lang sehr wohl fühlen. Doch erst einmal heißt es, mit den Kindern gewisse Örtlichkeiten aufzusuchen. Wir sind ohne Pause die knapp zweieinhalb Stunden von Berlin durchgefahren. Kind 2.0 hat während der Fahrt geschlafen, Kind 1.0 ohne Punkt und Komma geplappert.
Zum Staunen über die große Lobby bleibt keine Zeit, denn der plätschernde kleine Springbrunnen macht das kleine Bedürfnis auf einmal sehr groß und dringend. Der Rest des Tages verfliegt mit dem Erkunden von Zimmer, grandioser Dachterrasse, Hotelgelände , Strand und natürlich der Kindervilla.
Schon die Idee, am Balkon der ersten Etage eine Rutsche anzubringen, die direkt in den Garten führt , lässt jedes Kinderherz höher schlagen. Das von Müttern auch, weswegen ich es mir nicht nehmen lasse, ein paar Mal hinunter zu sausen. Ein Gang durch die Etagen bestätigt: Hier wurde nichts dem Zufall überlassen. Inneneinrichtung und Wandmalereien sind aus einem Guss. Ein Schmunzeln kann ich mir nicht verkneifen als ich die Flotte von BMW-Rutschautos sehe. Wir sind hier ganz klar in einem Luxushotel.
Doch Kinderfreundlichkeit zeigt sich manchmal nicht in einer großen, prächtigen Villa, sondern an kleinen Gesten. Bei all dem Spielzeug fällt mir schlagartig ein, dass wir kein Strandspielzeug eingepackt haben. Das liegt noch in Berlin. Dabei hatte ich extra noch zwei tolle Metallschaufeln gekauft, mit denen man besonders tolle und tiefe Löcher buddeln kann. Die Mitarbeiterin hört das Gespräch zwischen mir und meinem Mann und keine zwei Minuten später stehen zwei mit Sandspielzeug gefüllt Buddeleimer neben der Ausgangstür der Villa. Es ist auch exakt die gleiche Anzahl an Schaufeln und Förmchen in jedem Eimer. Ich merke, hier kennt man sich aus. Ob es Eltern gibt, die ihre Kinder den ganzen Tag hierhin abschieben? Vermutlich gibt es einige, doch das muss jeder für sich selbst entscheiden.
Eigentlich hätten wir außer unseren Kindern und ihrer Kleidung nichts weiter mitbringen müssen, denn auch im Zimmer wurde liebevoll an unseren Nachwuchs gedacht. Zwei kleine Teller mit süßen Überraschungen, auf denen mit Schokolade geschrieben die Namen der Kinder stehen. Kind 1.0 staunt, woher man denn hier seinen Namen weiß. Eine Wickelunterlage, Feuchttücher und Windeln liegen ebenfalls bereit. Bademäntel in Kindergröße sind ebenfalls selbstverständlich. Das Babyphone wählt die von uns angegebene Handynummer, so dass wir uns am Abend auch mehr als ein paar Meter vom Zimmer entfernen können.
Am nächsten Morgen verfahren wir nach der üblichen (und bei uns bewährten) Methode, nicht allzu schnell das Frühstücksbüffet zu stürmen. Wir schnappen uns stattdessen etwas Obst aus unserem Zimmer, gehen bis zum Ende der Seebrücke, genießen den fast leeren Strand und den unglaublich schönen Wald, aus dem Kind 2.0 am liebsten alle Blümchen mitgenommen hätte. Erst dann geht’s ans Buffet. Erfahrungsgemäß sind zu späten Frühstückszeiten zwei Urlaubergruppen nur noch selten anzutreffen: Rentner und andere Familien mit Kindern. Bei diesem Frühstück setzt der nächste Hunger frühestens am späten Nachmittag wieder ein. Das Buffet ist etwas für Genießer und Puristen. Auf dekorativen Schnickschnack wird hier konsequent verzichtet. Dafür gab es allein sieben hausgemachte Sorten Marmelade. Wer denkt, dass Orangenmarmelade einfach nur bitter ist, der sollte die hausgemachte Orangenmarmelade probieren und wird augenblicklich zum Fan werden.
Das Wetter überrascht mit viel Sonnenschein und Temperaturen um die 22 Grad, so dass wir auch an den übrigen Tagen so viel Zeit wie möglich am Strand verbringen. Auch hier ist wie überall im Hotel der Service aufmerksam, aber nicht aufdringlich. Natürlich muss man wissen, dass der Aufenthalt in diesem Hotel nicht zum Preis einer Ferienwohnung zu haben ist. Doch auch hier lohnt sich der Blick in die besonderen Angebote des Hotels.
Ebenso wie der Strand gehört natürlich auch das Schwimmen Planschen im Pool zum Pflichtprogramm an jedem Tag. Kind 1.0, vom Ehrgeiz gepackt, schafft es auch tatsächlich ganz ohne Schwimmhilfen von einem Beckenrand zum anderen zu schwimmen. Unser Zimmer liegt im Severin Palais, dem einzigen nicht historischen Gebäude des Grand Hotels. Das 3.000 m² große Heiligendamm SPA befindet sich direkt in diesem Haus, so dass wir im Bademantel vom Zimmer zum Pool gehen können. Ein kleiner Wermutstropfen: Es gibt feste Badezeiten für Kinder. Doch am Abend, als wir Erwachsenen die Sauna genießen, wissen wir zu schätzen, dass es auch kinderfreie Zeiten im SPA-Bereich gibt.
Anders als die Fotos hier im Artikel vermuten lassen, haben wir nicht die ganzen fünf Tage auf dem Hotelgelände und im Strandkorb verbracht. Doch über unsere Strandwanderung nach Kühlungsborn, die Fahrt mit der Molli Bäderbahn und eine wirklich beeindruckenden Führung durch das Bad Doberaner Münster muss ich an anderer Stelle berichten. Es würde sonst den Rahmen dieses Blogartikels sprengen.
Doch auf eines muss ich noch eingehen: Die Sonnenuntergänge über dem Meer! So sehr es mir zum Beispiel auf Usedom gefällt, aber ich finde, dass Sonnenuntergänge auf der Landseite nichts zu suchen haben. Die gehören direkt über die Ostsee. Ein Strandspaziergang am Abend ist dann tatsächlich auch die einzige Gelegenheit, bei der die eingepackten Gummistiefel der Kinder zum Einsatz kommen. Wellenjagen ist das erklärte Lieblingsspiel.
Die Abendsonne verwandelt die Weiße Stadt am Meer in die Goldene Stadt am Meer. Während unter mir die Kinder unsere Steinesammlung um einige Kilogramm erhöhen, stehe ich auf der Seebrücke und genieße den Moment. Ich überlege schon, ob wir nicht noch einmal an einem Herbst- oder Winterwochenende hierher kommen sollten. Dann allerdings ohne Kinder, denn ich habe gehört, im herrlichen SPA-Bereich haben Kinder ab 18 Uhr nichts mehr zu suchen…
Dieser Beitrag ist Teil meines Familienreiseblogs. Für meine Reisen arbeite ich auch mit touristischen Partnern zusammen. Hier erfährst du mehr über mich als Reisebloggerin und meine Reiseartikel.
sehr schön geschrieben! die rutsche ist wirklich super. was die sonne und usedom angeht: man muss sie dort ganz einfach hinter dem meer aufgehen sehn… am besten nach einer durchtanzten nacht oder einer langen strandparty. wenn der sand noch ganz kalt an den füßen ist und die ersten strahlen dein gesicht wärmen, die möwen wieder aktiv werden und der neue tag beginnt. besser als jeder sonnenuntergang. ;) bis samstag! LG, maria
OH MEIN GOTT, ich will da auch hin und zwar sofort!!
Hi Sophie,
schöner Artikel. ich könnt mich amüsieren über die Bezeichnug Kind 1.0 und Kind 2.0
Liebe Grüße Britta