Ich glaube an den Glauben, aber ich glaube nicht an Gott. Trotzdem geht von alten Kirchengemäuern für mich immer ein besonderer Zauber aus und ich gehöre zu denen, die mit staunendem Blick durch die ehrwürdigen Gänge schreiten. Wie im Artikel vom Kurzurlaub in Heiligendamm vermerkt, wollte ich ja noch über unseren Ausflug zum Münster in Bad Doberan berichten.
Auf der Europäischen Route der Backsteingotik im Nordosten Deutschlands, nahe der Hansestadt Rostock, liegt das Bad Doberaner Münster, die im 13. Jahrhundert erbaute Kirche eines ehemaligen Zisterzienserklosters. Die Ankündigung, einen Ausflug zu einer großen Kirche zu machen, die früher mal ein Kloster war, stieß bei Kind 1.0 zunächst auf wenig Begeisterung. Kind 2.0 hüpfte vor Freude, was sie jedoch immer tut, wenn Worte wie Ausflug, Spaziergang oder Wegfahren fallen. Doch das Versprechen, wir dürften bis hoch in den Glockenturm klettern und und da lang gehen, wo Besucher sonst nicht hin dürften, ließ ihn dann doch neugierig werden.
Ich hatte schon vor unserem Urlaub an der Ostsee mein Auge auf die Gewölbe-, Turm- und Glockenführung im Doberaner Münster geworfen, die fast täglich um 12 Uhr und 15 Uhr angeboten wird. Es sollte der sportlichste Teil unseres kleinen Ostseeurlaubs werden, denn nach einer Einführung zu ebener Erde, ging es gefühlte 1.000 Stufen eine enge Wendeltreppe hinauf in den Dachstuhl der Kirche. Doch schon der erste Teil war sehr interessant, besonders da an einem Modell erklärt wurde, welche Teile des Zisterzienserklosters wann erbaut wurden und welchen Weg wir gleich in luftigen Höhen gehen würden.
Wieso heißt der Backstein eigentlich Backstein? Der kleine Exkurs in die Herstellung der Ziegel der Backsteingotik beeindruckte Kind 1.0 nachhaltig. Am Strand wurde fortan nicht einfach nur mit Matschepampe gespielt, es wurden Backsteine gefertigt, Fugen zugeschmiert, Gewölbe errichtet.
Doch auch ich habe noch eine Menge dazu gelernt, zum Beispiel dass die Backsteine erst ausfrieren mussten und es damals ganze drei Jahre dauerte, bis so ein Ziegel für den Bau benutzt werden konnte. Und wie hält eigentlich so ein Kreuzgewölbe? Das einmal von oben zu sehen, war wirklich sehr spannend. Eine kleine Herausforderung war es für uns, immer ein Auge auf Kind 2.0 zu werfen, die sich gern mal von Mamas oder Papas Hand löste und die vielen Holzstege und Balken als großen Spielplatz zu begreifen schien.
Vom Glockentum aus hatten wir einen herrlichen Blick auf den Klostergarten und das Kornhaus, den wir als nächstes ansteuerten, denn ich hatte gelesen, dass es neben der Jugendkunstschule auch ein kleines Café beherbergt. Unser Weg führte uns an alten Häusern, Gärten und Obstbäumen vorbei und in diesem Moment verspürte ich wieder den Wunsch, mich durch die Immobilienanzeigen zu wühlen, auf der Suche nach einem alten Bauernhaus mit Garten irgendwo im Grünen. Ja ja, die Stadtmama mit der Sehnsucht nach dem Landleben auf Zeit!
Während mein Blick auf die Tafel vorm Kornaus fiel, die den Eingang zum Café wies, flitzte der Nachwuchs, der eben noch müde und hungrig war, auf einmal wie der Blitz davon. Sie hatten den Spielplatz hinter dem Kornhaus entdeckt. Kaffee und riesige Stücke vom frischen Blechkuchen ließen wir uns auf einer Bank neben dem Spielplatz schmecken. Zwischendurch streiften Vater und Sohn noch durch die Ruinen des Wirtschaftsgebäudes nebenan. Hier -so hatten wir bei der Führung erfahren – wollte ein junger Feuerwehrmann Ende der 70er Jahre der große Held sein. Er legte ein Feuer, um später der erste vor Ort sein zu können, der das Feuer löscht. Nun ja, das ging gründlich daneben, wie man heute sieht.
Für mich stand nach diesem Ausflug fest, dass ich immer wieder versuchen werde, meine Kinder für alte Kirchenmauern – von innen und außen – zu begeistern.
Dieser Beitrag ist Teil meines Familienreiseblogs. Für meine Reisen arbeite ich auch mit touristischen Partnern zusammen. Hier erfährst du mehr über mich als Reisebloggerin und meine Reiseartikel.
In Potsdam kommt man bei einer Kirche auch oben auf das Dach. Turm würde ich es nicht nennen, weil man draußen ist ;-) – wunderschöner Ausblick, allerdings kostet der Aufstieg 5 Euro pro Person, was ich dann doch schon ziemlich teuer finde.