Zugegeben, ich hätte es mir leichter machen können mit diesem Erlebnisbericht von meinem letzten Aufenthalt in Südtirol in der Nähe von Brixen, im Eisacktal. Schon oft saß ich vor dem leeren Textfenster eines neuen Blog Artikels. Dabei wäre es so einfach gewesen ich hätte einfach mit hemmungsloser Schwärmerei beginnen können und dann im Detail erläutert, warum Südtirol im Frühling einfach nur zauberhaft ist. Zweimal war ich bis jetzt in Südtirol zu der Zeit, die man irgendwie als Zwischensaison bezeichnen könnte, doch das wird der Zeit nach der Skisaison und vor der eigentlichen Sommersaison gar nicht gerecht.
Natürlich hätte ich einfach einen klassischen Reisebericht schreiben können. Schließlich war ich im Rahmen einer Pressereise in Südtirol. So eine Reise hat es nun mal an sich, dass sie irgendwo ihren Anfang nimmt, einen erlebnisreichen Mittelteil hat und in der Regel viel zu schnell zu Ende ist. Danach schwirren im Kopf all die Eindrücke herum, die man gewonnen hat.
Ich bin aber davon überzeugt, dass die chronologischen Schilderungen meines Besuches in Südtirol gar nicht so wahnsinnig interessant sind. Wer will mir das Erlebte in genau der gleichen Reihenfolge schon nachmachen? Eigentlich möchte ich auf etwas ganz anderes hinaus. Ich möchte ausdrücken, was mich an dieser Reise fasziniert und bewegt hat. Und ja, ich möchte anderen Lust machen, die Zeit Ende ab Ende April oder Anfang Mai für eine Reise nach Südtirol zu nutzen.
Hier also mein Versuch, meine vollste Verzückung für das Eisacktal und die Umgebung von Brixen in Worte zu fassen.
Stehenbleiben, Sehen und Staunen.
Wenn ich tatsächlich sagen sollte, welche Aktivitäten ich für einen Frühlingstag in Südtirol am ehesten empfehlen würde, es wären Stehenbleiben, Sehen und Staunen. Das mag daran liegen, dass ich in meinem Alltag nicht allzu viele Berge zu Gesicht bekomme. Doch ich möchte behaupten, dass auch Nicht-Flachlandbewohner beim Anblick der Berge Südtirols ihre wahre Freude haben werden. Sonnenaufgang, Sonnenuntergang oder mitten am Tag.
Die Berge sehen immer wieder anders aus. Es tut so gut, den Blick einfach nur in die Ferne schweifen zu lassen. Grün ist bekanntlich entspannend für die Augen. Wer hier ist, begreift das sofort.
Winter, Frühling und Sommer – alles zusammen
Als wir mit dem Auto durch Brixen fahren, um zu unserem Hotel im kleinen Ort Lüsen zu kommen, weht uns ein mediterranes Lebensgefühl entgegen. Die Leute laufen mit kurzen Hosen und T-Shirts durch die Gassen. Sie sitzen in Cafés, genießen die Sonne und nicht wenige haben schon ein Eis in der Hand. Ach, das ist dolce vita! Man merkt einfach, dass wir hier immerhin schon im nördlichsten Teil von Italien sind. Ich muss meinen Kindern versprechen, dass auch sie spätestens am Nachmittag ein Eis bekommen werden, sonst hätten sie darauf bestanden, direkt in Brixen aus dem Auto zu steigen.
Doch als wir Brixen Richtung Lüsen verlassen und die Straßen immer steiler und kurviger werden, staunen wir nicht schlecht. Um uns herum liegt zum Teil noch Schnee. Kaum im Hotel Sonnwies in Lüsen angekommen, ist der Wunsch der Kinder nach einem Eis scheinbar vergessen. Sie stürmen sofort in den Garten des Hotels und hüpfen in die Schneehaufen. Wenig später wird uns die Hotelchefin erzählen, dass es tatsächlich zwei Nächte zuvor noch einmal kräftig geschneit hat. Direkt neben den Schneehaufen dampft das Wasser des beheizten Außenpools.
Tatsächlich erleben wir während unseres Aufenthaltes jeden Tag anderes Wetter. Wir bauen einen Schneemann, wir genießen die Sommerhitze und köstliches italienisches Eis und wir kuscheln uns an einem nebligen, verregneten Abend in die kleine Sauna unseres Hotelzimmers.
Alles frisch nach dem Frühjahrsputz
Viele Hotels in Südtirol machen nach der Wintersaison erst einmal Pause und eröffnen Ende April oder Anfang Mai wieder die neue Saison. Unser Hotel Sonnwies gehört zu den Familienhotels Südtirol.
Dass sich diese 25 Hotels in Südtirol ganz gewusst nicht als Kinderhotels, sondern Familienhotels verstehen, liegt in ihrer Philosophie begründet.
Ein Teil dieser Philosophie, den ich nach unserem Aufenthalt im Hotel Sonnwies voll und ganz unterschreibe: „Das Wohlfühlgeheimnis bei den Familienhotels liegt in der Balance. Balance zwischen Zeit für Kinder und Zeit für Erwachsene, zwischen Rückzug und Gemeinschaft, zwischen unerwarteten Naturabenteuern und wohltuender Regeneration.“
Familien-Studio im coolen, neuen Design oder gemütliche Suite mit eigener Sauna und Panoramablick auf die Berge? Im Hotel Sonnwies gibt es beides und jeder wählt nach seinem Geschmack. Im Sonnwies wird klar, dass sich schicker Designersessel und eigener Bauernhof nicht ausschließen. Meinen Kindern hat die rasante Wasserrutsche mit Zeitmessung genauso gefallen, wie das behutsame Entdecken der Südtiroler Wiesen direkt hinter dem Hotel mit Naturführerin Elisabeth. In ausgewählten Familienhotels in Südtirol gibt es das Naturdetektiv-Programm, das jedes Jahr unter einem bestimmten Motto steht.
Lernen ohne erhobenen Zeigefinger
Wie heißt es so schön? Man sieht sich immer mindestens zwei Mal im Leben. Ich muss schmunzeln, als mein großes Mädchen mir am Ärmel zupft und leise flüstert, dass sie die Frau kennt, die uns gerade in der Hotellobby begrüßt. Es ist Elisabeth, mit der wir schon einmal die kleinen Geheimnisse des Waldes bei einer Familienwanderung am Ritten in Südtirol erkunden durften. Nun steht sie vor uns. Ihren alten, leicht lädierten Rucksack aus dem letzten Jahr hat sie offenbar inzwischen gegen ein neues Modell eingetauscht.
Eines ist jedoch gleich geblieben: sie begeistert Kinder für so manch scheinbare Selbstverständlichkeit und bringt sie zum Staunen. Nur kurze Zeit später – wenige Gehminuten vom Hotel entfernt – steht schon bald eine Kinderschar am Wiesenrand und untersucht behutsam Löwenzahnblüten. Sie lernen, an welcher Stelle der Nektar sitzt und was man aus Löwenzahnblüten alles machen kann. Es ist nicht so, dass es in Berlin keinen Löwenzahn gäbe. Nein. Aber in Berlin kann man eben nicht als Naturdetektiv mit Elisabeth unterwegs sein.
Hier am Berghang oberhalb von Brixen kann man das. Als das Wetter umschlägt und wir wir uns vor dem Regen ins Hotel flüchten, hat Elisabeth auch dort etwas parat. Sie zeigt den Weg vom Samenkorn zum Mehl und lässt die kleinen Kindernasen an vielen Kräutern schnuppern.
Dann dürfen die Kinder selbst Hand anlegen. Sie kneten, rollen und flechten mit Hingabe. Eine Stunde später erklären mir meine Kinder einstimmig, es würde nichts auf der Welt geben, das leckerer wäre als ihr Südtiroler Kräuterbrot. Nun ja, die Jüngste erklärt freilich noch nichts. Sie kaut nur und genießt.
Keines der kleinen Brote hat es übrigens nach Hause geschafft, so schnell wurden sie aufgegessen. Was uns aber bleibt, sind wie wunderbaren Erinnerungen an einen Frühling in Südtirol mit allen Wetterlagen und allen Sinnen.
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Die wichtigsten Infos auf einen Blick:
Das Naturdetektive Programm wird in verschiedenen Familienhotels in Südtirol angeboten. Los geht es im Mai, zum Teil bis in den Oktober hinein. Alle Informationen gibt es hier.
Allen, die sich erst einmal einen Überblick über Familienurlaub in Südtirol verschaffen wollen, lege ich die offizielle Seite des Fremdenverkehrsamtes Südtirol ans Herz. Hier gibt es eine spezielle Rubrik für Familien.
Das Familienhotel Sonnwies naturnahes und mehrfach ausgezeichnetes Familienhotel in den Eisacktaler Dolomiten. Für mich eine gelungene Mischung aus Luxus und Liebe zur Region. Das ganze mit eigenem Bauernhof. Hier geht es zur Hotelwebseite.[/white_box]
Abschließend noch ein Hinweis für alle, die Lust auf noch ein wenig mehr Inspiration haben. Auf Pinterest habe ich gemeinsam mit anderen Bloggern eine Pinnwand mit Tipps für Südtirol mit Kindern angelegt.
Dieser Beitrag ist Teil meines Familienreiseblogs. Für meine Reisen arbeite ich auch mit touristischen Partnern zusammen. Hier erfährst du mehr über mich als Reisebloggerin und meine Reiseartikel.
Hallo Sophie,
ein wunderschöner Artikel über Südtirol. Ich danke dir, denn du hast über meine Heimat geschrieben. Da wurden Erinnerungen wach.
Liebe Grüße
Maria
Hallo Maria,
vielen Dank! Das freut mich. Viele Grüße, Sophie
Ein wunderbarer Artikel. Ich habe ihn gleich einmal auf FB und Twitter geteilt.
Vielen Dank!
Hallo,
ich kann mich Rene und Sophie nur anschließen.
Eine Reise nach Südtirol ist immer ein Erlebnis. Und obwohl wir jetzt schon öfter da waren, gibt es immer etwas neues zu entdecken.