Das ist keine Jugendherberge, das ist ein Designhotel. Das ist der erste Gedanke, der mit durch den Kopf schießt, als ich durch die Eingangstür der Jugendherberge Crans-Montana „Bella Lui“ trete. Das Haus Bella Lui – «schönes Licht» im alten Walliser Dialekt – hat schon eine lange Geschichte zu erzählen. 1930 wurde es erbaut und steht heute als Zeitzeuge der „Architektur der Moderne“ unter Denkmalschutz. Ursprünglich wurde es als Sanatorium eingeweiht. Später war es unter anderem Kur- und Ferienhotel. Im Sommer 2017 wurde es frisch renoviert als Jugendherberge wiedereröffnet.
Nur selten nehme ich Einladungen zu Pressereisen an, wenn die Begleitung von Kindern nicht vorgesehen ist und auch nicht zum oftmals straffen Programmplan passen würde. Der Umstand aber, dass es sich um ein ehemaliges Sanatorium handelt und ich bisher die Schweizer Jugendherbergen noch gar nicht besucht hatte, machte mich neugierig. Ich beschloss, daraus eine kleine Auszeit vom Alltag als Mutter zu machen.
Jetzt nach meinen Erlebnissen in der Jugendherberge Crans-Montana kann ich dieses Haus wirklich besten Gewissens genau dafür empfehlen. Alle, die Erholung suchen, schönes Design nicht missen wollen, Wert auf wirklich gutes Essen legen und von wunderschöner Natur umgeben sein wollen, sind hier genau richtig.
Und das Beste: Selbst für alle, die ihre Kinder nicht zu Hause lassen wollen, eignet sich diese Jugendherberge hervorragend. Es gibt ein schönes Außengelände, ein Spielraum, Familienzimmer… Aber erst einmal der Reihe nach.
Wohnen in der Jugendherberge Bella Lui: Modernes Design trifft Retro-Charme
Wer sich an der Rezeption der Jugendherberge anmeldet, kann eigentlich nicht anders, als immer wieder seinen Kopf nach links zu wenden. Nur durch Holz und ganz viel Glas vom Flur getrennt sieht man den Lounge-Bereich der Jugendherberge und eine der drei Sonnenterrassen des Hauses.
Dunkelroter Linoleumboden trifft hier auf ganz viel Holz und restaurierte Originalmöbel wurden geschmackvoll mit modernen Designerstücken arrangiert. Eigentlich möchte man hier einfach nur auf einem der Sessel sitzen und das herrliche Panorama der Walliser Alpen bewundern.
Doch wenn der Blick aus dem Fenster zu langweilig werden sollte, warten in den Regalen Bücher auf die Gäste und in den Einbauschränken viele verschiedene Gesellschaftsspiele.
Einen Fernseher sucht man in dieser schönen Wohnzimmeratmosphäre vergeblich. Doch wer ihn unbedingt braucht, findet ihn im Fernsehraum mit den gemütlichen Sitzsäcken. Hier oben laden stattdessen Sofas, Sessel und kleine Tische zum Zusammensitzen ein.
Ein Stück Sanatorium gibt es noch
Die Jugendherberge in Crans-Montana hat viele schöne Zimmer. Doppelzimmer, darunter auch barrierefreie Zimmer, Mehrbettzimmer, sogar Familienzimmer gibt es. Die Doppel- und Familienzimmer haben ein eigenes Bad und einen Balkon. Doch in einem besonderen Zimmer erlebt man heute noch ein Stück Geschichte.
Hier wurde alles wieder so hergerichtet wie damals, als das Haus noch ein Sanatorium war. Wie überraschend modern doch altes Interieur Design sein kann!
Schöner (und preiswerter) essen in der Jugendherberge
Die Treppe neben der Lounge führt direkt zum Speiseraum hinunter. Wer jedoch meint, zum Essen in den Keller zu müssen, irrt gewaltig. Dadurch, dass das Gebäude direkt an den Hang gebaut wurde, findet man selbst im vermeintlichen Souterrain lichtdurchflutete Räume mit großen Fenstern und eine weitere Sonnenterrasse, auf der man bei schönem Wetter ebenfalls essen kann und die sich zum Außengelände hin öffnet.
Obwohl ich ohne Kinder unterwegs bin und die Tischgespräche mit den anderen Teilnehmenden der Reise genieße, kann ich es natürlich nicht lassen, mit den Augen einer Mutter zu schauen. Als Familie würde es uns nicht nur gefallen, dass es auch Hochstühle für jüngere Kindern gibt, sondern auch, dass man auf dieser Etage das Spielzimmer findet. Man betritt es entweder direkt über die Terrasse oder nutzt bei schlechterem Wetter einfach den Weg über den Flur.
Den Speiseraum selbst brauche ich nicht zu beschreiben. Hier sprechen wie im ganzen Haus die Bilder einfach für sich. Gerade beim Frühstück vergesse ich, dass ich in einer Jugendherberge sitze. Es gibt Kaffeespezialitäten und ein Frühstücksbuffet auf Hotelniveau. Nur mein Geschirr muss ich selbst abräumen. Hier bleiben die Jugendherbergen ihrem Prinzip treu, dass die Gäste hier und da selbst mit Hand anlegen.
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Mein besonderer Spartipp: Abendessen in den Schweizer Jugendherbergen
Für eine Reise in die Schweiz kann ich das Abendessen in der Jugendherberge wirklich empfehlen. Für den Preis von 17.50 CHF gibt jedes Mal eine Suppe, ein reichhaltiges Salatbuffet, ein Hauptgericht mit vegetarischer Alternative und ein Dessert. Allein ein Hauptgericht von der Abendkarte in einem Schweizer Restaurant kostet oft sehr viel mehr. Nachholen ist ausdrücklich gestattet und frisches Wasser gibt es jederzeit dazu. Lediglich andere Getränke wie Saft, Softgetränke, Bier, Wein und Kaffee müssen extra bezahlt werden. Kinder zahlen weniger und Kleinkinder unter 2 Jahre essen gratis.
Einige der Schweizer Jugendherbergen betreiben ein Restaurant, das auch Gästen offen steht, die nicht in der Jugendherberge übernachten. Aber auch bei den anderen Jugendherbergen kann sich eine kurze telefonische Anfrage am Vormittag lohnen. Je nach Auslastung dürfen auch externe Gäste das Abendessen buchen.
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Schönes Licht und schöne Aussicht – überall im Haus
Der Ort Crans-Montana liegt im Sommer an so mancher Ecke im Dornröschenschlaf. Hochsaison ist wohl eher im Winter. Und so geht es beschaulich zu auf den Wegen und an so manchem Haus sind sämtliche Fensterläden geschlossen.
Von meinem Balkon wirkt ohnehin alles ganz friedlich und ruhig. Die meiste Zeit lasse ich meine Balkontüren einfach ganz weit geöffnet und hole mir die Ruhe, die saubere Luft und das schöne Licht direkt ins Zimmer bis ans Bett.
Eigentlich habe ich schon den perfekten Blick auf die Alpen, aber ich besuche dennoch alle Terrassen des Hauses – schon wegen der schönen Möbel. Auf der Terrasse im obersten Stockwerk informiert noch eine Tafel aus der Zeit als Hotel „Bella Lui“, wie jeder Gipfel heißt, den man von der Jugendherberge aus sieht.
Natürlich spielt das Wetter eine ganz entscheidende Rolle. Es zeigt sich während eines Aufenthaltes von der besten Seite, obwohl der Wetterbericht wesentlich mehr Regenwolken und auch ein paar Schauer vorhergesagt hatte.
Und so stehe ich am Abend vor der Rückreise noch einmal auf dem Balkon meines Zimmers. Ich habe ein volles Programm hinter mir, auch wenn die Bilder den Eindruck vermitteln, ich wäre einfach nur in der Jugendherberge geblieben.
Von der schönen Umgebung rund um Crans-Montana, einem Erkenntnismoment über die Zutaten für Glück, das beste Pesto der Welt und meiner ersten Yoga-Wanderung werde ich später noch berichten. Hier ende ich vorerst mit den Bildern des letzten Abends und den besten Empfehlungen für diese Jugendherberge.
Obwohl dieses Haus kein Hotel ist, hat es dennoch seinen Platz in meinen Empfehlungen für schöne Familienhotels verdient.